Heinze, Friedeberg Nm. im Wechsel der Zeiten.
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oblag; or wurde gewöhnlich aus den in der Nähe angesessenen Adeligen ernannt. In anderen Städten, z. B. in Woldenberg, wohnte er in der Stadt und zwar im „Burglehen“. Die städtischen Angelegenheiten verwaltete ein vom Markgrafen bestätigter Rat, der aus dem Bürgermeister oder Proconsul und den Ratmannen, Senatoren oder Consules bestand.
In kirchlicher Beziehung gehörte Friedeberg zur Diözese des Bischofs von Kammin und stand unter dem Patronat des Domstiftes zu Soldin. Da dieses der Jungfrau Maria und den Aposteln Petrus und Paulus zur Ehre gegründet worden war, trägt sein Gotteshaus noch heute den Namen St. Marienkirche und zeigt in dem kunstvollen Glasfenster die Jungfrau Maria mit dem Jesusknaben inmitten der genannten Apostel. —
Als im Jahre 1402 die Neumark und damit Friedeberg durch Kauf in die Hände des Deutschen Ritterordens übergegangen war, entbrannte ein jahrelanger, erbitterter Streit zwischen ihm und dem Könige von Polen um den Besitz der Feste Driesen, die von je ein Zankapfel gewesen war. Im Verlaufe desselben verband sich Wladislaw II. von Polen (zugleich unter dem Namen Jagello Großherzog von Littauen) mit den Hussiten, die damals ihren Vernichtungszug durch Brandenburg angetreten hatten, und rief sie zum Kampfe gegen den Orden nach der Neumark. Ihre Burgen und Städte waren ungenügend besetzt, und so konnte den Würgern nur geringer Widerstand geleistet werden. Ja, die reisigen Söldner, mit denen der Orden Friedeberg belegt hatte, überließen sogar die Stadt ihrem Schicksal und flüchteten vor dem Schwerte der Hussiten, als sie am 4. Juni 1433 die Kunde von ihrer Annäherung vernahmen. „Die Bürger waren nun auf sich allein verwiesen; denn der Dienstmannen und Kriegsgäste des Ordens, die treu und unverzagt bei ihnen ausharrten, waren doch nur wenige.“
„Freitag, am 5. Juni, in früher Morgenstunde verkündete Sturmgeläut den Anzug der Hussiten, und bald hatten diese — wilde, bärtige Gestalten — mit ihrer besonders gefürchteten Wagenburg die Stadt in einem engen Kreise umringt, und unverzüglich, da ihre Aufforderung, die Tore zu öffnen, unbeachtet blieb, rüsteten sie zum Sturme. So wenig ausreichend auch die Verteidigungsmittel erschienen, die Bürger hielten ihnen tapfer stand. Wütend drangen die Hussiten an, aber immer wieder wurden sie von den sicher versendeten Geschossen, dem Hagel von Steinen, den wuchtigen Streichen schwerer Äxte und gestachelter Keulen und Morgensterne und von den zischenden Brühen siedenden Wassers, Maischbreis und Teers, mit denen man sie übergoß, zurückgetrieben und ihre Sturmleitern von den Mauern abgestoßen. Den ganzen Tag und die ganze darauffolgende Nacht dauerte der Sturm; hoch auf den Tortürmen aber wehten noch das Fähnlein der Stadt und das Banner des Ordens mit dem schwarzen Kreuze auf w’eißem Grunde.“