Heime, Friedeberg Nm. im Wechsel der Zeiten.
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sann auf Mittel, die verirrten Sehäflein der alten Kirche wieder zu- zuführen. Wie wenig ihm das gelang, erzählt Peter Halft in seinem Microcronicon Marchicum folgendermaßen:
„Anno Christi 1529, den 9. Januarij, vmb 10 Yhr auf den abendt, ist ein schrecklich Chasma oder Fewrzelchen am liimmel erschienen von aufgang der Sonnen gegen Mitternacht vnd von dannen gezogen gegen der Sonnen Niddergang. Darauf ist im selbigen Jahre wegen wolverdienten Sünden und vbertretungen der Gütlichen geboten, durch billigen vnd eiverigen Zorne Gottes eine vnerhörte Newe Krankheit und schreckliche plage, die Engelische seuche oder Schweißkranckheit, entstanden, welche alle Lender durchwandert vnd viel tausent Menschen weggerissen. Die mit dieser seuchen sind befallen, haben 24 Stunden vnd darüber aneinander geschlalfen vnd sind davon nicht genesen, Sondern haben das verschlafen. Die sich aber des Schlaffs enthalten können, sind widder gesundt worden, Darumb bat man die Leute mit rütteln, schütteln, hin vnd widder tragen, heben vnd legen für den Schlaff bewaren müssen. Dieße Seuche aber hat vber einen Monat lang an einem orte nicht ge wert. — Eben wie dieße seuche also graßirt vnd getobt hat, Hat der Pfarher zu Frideberg in der New-Marke solcher seuchen dieße Schuldt vnd Vrsache geben, daß die Leute für witzig weren vnd zur Newen Lere des Luthers lust betten, Darumb muste auch Gott eine vnerhörte plage komen lassen, damit er Sie heimsuchen, züchtigen vnd Ihren fürwitz büssen möchte; wenn Sie aber bey dem alten glauben vnd der Römischen Kirche blieben, so würde diese Seuche wol aufhören vnd ein ende nehmen, Hat derwegen dahin geschlossen, folgenden tages eine proceßion zu halten, mit dem gelet der Papistischen Litanien dießer seuche zu weren. Aber was geschach? Des morgens war der Pfaffe todt vnd ward eine trawrige proceßion daraus, denn Gott lest sich nicht spotten.“
Öffentlich eingeführt wurde die Reformation, wie überall in der Neumark, erst nach dem Regierungsantritte des Markgrafen Johann von Küstrin, also vielleicht 1535. Die Augustiner entfernten sich bald darauf still aus der Stadt, und die Klostergebäude verfielen.
Bald nach der Reformation bemächtigte sich ein seltsamer Aberglaube der Gemüter. Man meinte, mit dem Teufel Bündnisse schließen und für die Erfüllung unerlaubter Wünsche ihm die Seligkeit der Seele überliefern zu können. Äußerlich trat er in dem zahlreichen Vorkommen Besessener und in den sich schnell mehrenden Hexenprozessen in die Erscheinung.