Heft 
(1907) 15
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Heinze, Friedeberg Nm. im Wechsel der Zeiten.

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flüchteten und alles zur Verteidigung in stand gesetzt wurde. Im Jahre 1627 sollte die Stadt sogar Zeuge einer größeren Schlacht werden. Markgraf Christian Wilhelm von Brandenburg, ein Sohn des Kurfürsten Joachim Friedrich, und der Graf von Thurn waren mit den Heerhaufen des Grafen Mansfeld und des Herzogs Johann Ernst von Sachsen- Weimar, die sie seit deren Tode anführten, von Wallenstein aus Schlesien vertrieben worden. Der gemeinsame Marsch richtete sich auf die Neumark. Am 22. Juli lagerte die sog. Weimarsche Armee in den Dörfern zwischen Woldenberg und Friedeberg.

Inzwischen hatten die Kaiserlichen, 6000 Mann stark, bei Landsberg die Warthe überschritten und am 23. Juli früh ihren Zug an Friedeberg vorüber auf Mansfelde zu genommen. Unmittelbar hinter diesem Dorfe stießen sie mit der Vorhut des Weimarschen Heeres zusammen, und noch auf Mansfelder Flur begann das scharfe, blutige Treffen, das den Namen die Schlacht bei Friedeberg führt. Die Weimarschen, dem gewaltigen Andrange der Kaiserlichen weichend, zogen sich auf Grapow, östlich von Woldenberg gelegen, zurück. Hier gelang es dem Markgrafen, die zerstreuten Haufen zu vollen Schlachtkolonneu zu ordnen und das Gefecht zum Stehen zu bringen. Von beiden Seiten wurde tapfer gekämpft und mit Erbitterung gelochten. Schon war der Oberst Pechmann von den Kaiserlichen gefallen, und schon neigte sich die Entscheidung des Tages gegen diese, als ein rasch nachgerücktes Regiment Kroaten dem Mark­grafen in den Rücken fiel, seine Linien durchbrach und verwirrte und ihn zwang, dem Feinde das Feld zu lassen. Fliehend zerstreute sich sein Heer in einzelne Haufen, die von den Kaiserlichen bis in die Nähe von Bernstein gejagt, hier umzingelt und genötigt wurden, das Gewehr zu strecken. Größtenteils traten sie, wie das bei Leuten, die jeder Fahne folgten und den Krieg als handwerksmäßiges Gewerbe trieben, ganz gewöhnlich war, in kaiserliche Dienste über, während es dem Markgrafen und dem Grafen Thurn gelang, sich durch die Flucht zu retten.

In großer Menge lagen die Gefallenen beider Parteien auf dem weiten Kampffelde umher und die Bauern aller umliegenden Dörfer mußten aufgeboten werden, ihre Leichen zu verscharren, für welche Mühewaltung ilmen die Waffen und Kleider, sowie die Beutestücke, die sie bei den Erschlagenen fanden, überlassen wurden.

Die Sieger, nicht genug, daß sie die Getreidefelder zerstampften und verwüsteten, trieben auch der Bauern Vieh von dannen, raubten ihnen, was sich irgend nehmen ließ und verübten außerdem noch schändliche Gewalttätigkeiten. Der furchtbare Troß die Weiber, Dirnen und Buben, fast eben so zahlreich als das eigentliche Heer, war dem Lande eine nicht minder große Plage wie das Kriegsvolk