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2. (1. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
eine ganz prächtige humoristische Bleistiftzeichnung, auf der im Vordergrund drei Sonntagsreiter dargestellt sind, denen drei Dorfkinder erstaunt nachblicken, während ein junger Bursche dem ersten der Reiter den fallengelassenen Zylinderhut nachbringt. A. v. Kloeber steuerte eine allerliebste allegorische Zeichnung bei, die drei Putten auf und an einem Weinfaß zeigen. Franz Krüger, einst der Pferdekröger genannt, jetzt aber als ein glänzender Porträtist erkannt, ist mit der Zeichnung eines Jagdhundes vertreten.
Das Album läst auch allerlei Menschliches erkennen. Am 10. April 1842 schrieb sich Heinrich Laube mit dem Satze ein: „Man ist nur frei, wenn man mächtig ist.“ Vier Tage darauf trug Friedrich v. Raumer in die gegenüberliegende Seite ein: „Man ist nur mächtig, wenn man frei ist.“
Am 13. März 1842 schreibt Jacob Grimm einen einfachen Spruch ein. Ein Jahr danach tut der Bruder Wilhelm dasselbe und zwar setzt er seinen Eintrag genau unter denjenigen Jacobs. Wieder ein Jahr später benutzt den Rest der Seite Hoffmann von Fallersleben, offenbar, weil er in seiner Eitelkeit Wert darauf legte, daß sein Name in der nächsten Nachbarschaft derjenigen dieser hervorragendsten Germanisten stände. Und diese etwas protzende Gesinnung offenbart sich noch einmal, wenn er gegenüber den simplen Versen der Brüder Grimm ein Zitat aus Freidanks Bescheidenheit in der Ursprache hinsetzt.
Das Album, ein wahrer Schatz, wird in dem neuen Gebäude des Museums eine Zierde der Abteilung der Manuskripte und Autographen sein.
VI. Herr Kustos Buchholz: Aus einem altgermanischen Gräberfelde der Feldmark Breddin, im Kreise Ost-Prignitz, lege ich diese, in einer Leichenbrand-Urne gefundene Bronze-Gewandnadel (Fibula) vor.
Die Form dieser Fibula schließt sich der jener großen Schildnadeln der älteren und mittleren Bronze-Periode an, die neben der Aufgabe, das Gewand zusammenzuhalten, zugleich den Zweck hatten, die Brust gegen Verwundung zu schützen.
Diese ältere Form, bei der die Nadel immer für sich gegossen ist und frei im Bügel spielt, erfuhr zur Zeit der Entwickelung der Kulturvölker eine Verbesserung, indem Nadel und Bügel aus einem Stück hergestellt wurde und zwar so, daß die Nadel die Fortsetzung einer Endspirale des Bügels bildete und dadurch federte. Diese verbesserte Form kennen wir als römische Gewandnadeln und sie kommen besonders häufig in der ganzen Eisenzeit als sogenannte la Töne Fibula vor.
Merkwürdig ist es, daß ein in altgermanischer Zeit so allgemein verbreitetes und nützliches Gerät dann ca. 1000 Jahre hindurch wenigstens den breiten Volksmassen ganz unbekannt blieb, bis es vor etwa 100