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3. (2. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
träum. In ihr ist die übrige Komposition, die erst zwanzig Jahre später vollendet wurde, schon in uuce vorhanden. Aus dieser Komposition ist der Ilochzeitsmarsch am berühmtesten geworden. In Berlin entstand auch die Ouvertüre zum Märchen von der schönen Melusine, die zu Tönen gewordene Romantik. Im Jahre 1841 berief König Friedrich Wilhelm IV. den Künstler als königlichen General-Musikdirektor nach Berlin, und hier schuf er auf Anregung des Königs die Chöre zur Antigone des Sophokles. In ihrer Einfachheit liegt die Anpassung an das Klassische. Den Höhepunkt seines Schaffens bezeichnet die Walpurgisnacht; die Ouvertüre führt den Hörer in das Harzgebirge mit seinen romantischen Landschaften. Auch sie ist in Berlin begonnen und auf die Veranlassung seiner Schwester Fanny beendet worden. Aus den aufgeführten Kompositionen hatte Herr Professor Hirschberg die schönsten Stellen ausgewählt und trug sie mit vollendeter Meisterschaft vor. Sein Vortrag erntete den lebhaften Beifall der Anwesenden.
Nach dem Schluß der Sitzung zwangloses Beisammensein im Uathauskeller.
3. (2. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres
Mittwoch, den 23. Mai 1906, abends 7 1 ? Uhr im BQrgersaal des Rathauses.
Vorsitzender: Herr Geheimer Justizrat Uhles.
I. Herr Professor Dr. Pniower legte drei ältere Pläne von Berlin vor und erläuterte sie.
Er schickte einige Daten voraus über ihren Verfertiger, den Kupferstecher J. D. Schleuen. Über sein Leben wissen wir nicht viel. Nicolai führt ihn in dem Anhang seiner Beschreibung von Berlin vom Jahre 178(3, den Nachrichten von den Baumeistern, Bildhauern, Kupferstechern usw. nicht auf, obgleich er sich in dem Buche selbst sehr oft auf ihn bezieht. Auch Naglers Künstlerlexikon und die ähnlichen Werke nehmen keine Notiz von ihm. Er war ein Stecher zweiten Ranges, mehr Handwerker als Künstler. Von dem Äussern seiner Existenz wissen wir nur, daß er in der Mitte der sechziger Jahre des 18. Jahrhunderts in dem in den letzten Jahren so viel genannten Hause, Königsgraben 10, seine Werkstätte hatte und daß bei ihm Lessing wohnte, als er sich zum letzten Male für längere Zeit in Berlin aufhielt, nämlich vom Mai 1765 bis April 1767, da er bekanntlich nach Hamburg übersiedelte.