Heft 
(1907) 15
Seite
223
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8. (2. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 223

Schienen stach Porträts, unter andern auch ein sehr wenig gelungenes von Lessing. Seine Haupttätigkeit aber bestand darin, daß er die hervor­ragenden Gebäude unserer Stadt in Bildern festzuhalten suchte. Er ist darin der Vorgänger von Jean Rosenberg. Er gab eine Serie von Berliner An­sichten, d. h. Abbildungen bemerkenswerter Häuser und Plätze der Stadt und ihrer Nachbarschaft heraus, die nicht datiert sind, die man aber auf Grund von Indizien in die Zeit zwischen 1760 und 1770 setzen muß. Sie sind es, auf die sich Nicolai in dem citierten Buch wiederholt beruft. Auch sie sind künstlerisch nicht von Bedeutung, aber für den, der die Baugeschichte unserer Stadt verfolgen oder erforschen will, von dem allergrößten Wert. Wenn also auch die Kunstgeschichte ein Recht hat, Schleuen zu übergehn, so ist ihm der Berliner Lokalhistoriker, ja schon der, der ein Interesse an der Entwickelung der Reichshauptstadt nimmt, zu großem Danke verpflichtet.

Dieser Mann hat nun auch Pläne von Berlin hergestellt, die sämtlich an den Rändern die hervorragenden Gebäude und Denkmäler der Stadt zeigen. Über diese meist nicht datierten Pläne orientiert jetzt am besten die kürzlich erschienene, vortreffliche Schrift des Stadtarchivars P. Clauswitz,Die Pläne von Berlin und die Entwickelung des Weich­bildes (Berlin 1906). In ihrem dritten Teile gibt sie ein Verzeichnis im Druck erschienener Stadtpläne. Die hier S. 111 f. unter den Nummern 29 und 35 aufgeführten Blätter legte der Vortragende vor. Sie gehören den Jahren c. 1740 1763 und 1773 an. Die Erläuterungen, die er dazu gab, können hier nicht vollständig mitgeteilt werden, weil sie nur unter Vorlage der Pläne selbst verständlich gemacht werden können, ihre Reproduktion an dieser Stelle sich aber nicht empfiehlt. Hier muß die Bemeikung genügen, daß er an der Hand der Karten das Wachstum der Stadt in der Zeit von 1650 bis 1773 anschaulich zu machen suchte. Er hob die Hauptepochen dieser Entwickelung vor: die neue Befestigung Berlins unter dem Großen Kurfürsten (16531678), die Ausbreitung nach Nordwesten und Norden (Dorotheenstadt und Spandauer Vorstadt) und die Anlage der Friedrichstadt unter seinem Nachfolger Friedrich I, ihre Erweiterung unter Friedrich Wilhelm I. in der Mitte der dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts, endlich die durchgeführte Ausdehnung der Stadtmauer. Im Anschluß daran berichtete der Vortragende über die Entstehungsgeschichte der wichtigsten auf den Rändern der Karten abgebildeten Baudenkmäler.

II. Herr Dr. Solger legte unter Hinweis auf die nahe bevorstehende Eröffnung des Teltowkanals eine Serie von Bauzeichnungen der Kanal­strecke vor, die von der Kreisverwaltung gütigst geliehen worden waren.

Die sachlichen Fragen, die den Kanal betreffen, sind vor so kurzer Zeit in dieser Monatsschrift von Herrn Dr. Zache behandelt worden, daß der Vortragende darauf verweisen konnte und nur kurz noch einmal