Heft 
(1907) 15
Seite
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4. (2. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

Mitteltorturm oder Pulverturm, der sich durch den von dicken Granitbalken getragenen überragenden Wehrgang auszeichnet.

Hinter der Stadt breitet sich der mächtige Uckersee aus, an dessen Ufer wir noch ein Stück entlang wanderten, bis wir im Volksgarten unter den schattigen Bäumen Platz nahmen, um uns an Kaffee oder Bier zu erfrischen.

Nacli kurzer Rast kehrten wir wieder in die Stadt zurück, indem wir zunächst am Ufer des Sees entlang gingen und dann auf einem gewundenen Pfade zur sog. Wasserpforle in die Höhe stiegen. Die Steigung endet hinter der Synagoge; hier befindet sich in der Stadtmauer eine schmale Pforte, durch welche der Sage nach 1425 Markgraf Johann in die von den Pommern besetzte Stadt gelangte und sie zurückeroberte.

Wir folgten nun dem schmalen Wege, dem Uckerwiek, zwischen der Stadtmauer und den Hinterhäusern der benachbarten Straßen und gelangten zum Stadtarmenhaus, das in den Räumen des Dominikanerklosters zum heiligen Kreuz eingerichtet ist. Die Gebäude umgeben einen qua­dratischen schattigen Hof. Auf den Innenseiten der Gebäude läuft der ehemalige Kreuzgang entlang mit hübschen Gewölben; durch den Einbau mehrerer Treppen ist der Eindruck allerdings sehr beeinträchtigt worden. Gut erhalten ist das Refektorium, ein bescheidener Raum mit* Gewölben, die von drei Säulen getragen werden. Der Kreuzgang umspannt aller­dings nur drei Seiten des Hofes, die vierte wird von der Längswand der Kirche ausgefüllt. Diese ehemalige Dominikanerkirche führt jetzt den Namen Nicolaikirche, sie ist ohne Turm. Ihr Inneres besitzt in dem Schnitzaltar die einzige Sehenswürdigkeit. Er ist, wie der der Marien­kirche, Lübecker Arbeit. Hier gab Herr Pastor Ohle die nötigen Erläuterungen. Der Altar ist protestantisch. Er war schon vor der Einführung der Reformation bestellt worden und gelangte nun so zur Ausführung, daß die Heiligen durch die Apostel ersetzt wurden.

Hinter diesem umfangreichen Gebäudeviereck befinden sich die alten Kasernen des 64. Regiments, von denen die größte die Überschrift trägt:vor das Regiment von Wunsch erbaut 1768 bis 1770. Auf dem Hofe steht der Überrest der ehemaligen Nicolaikirche, ein hoher Turm mit breitem Unterbau aus Granitquadern, der mit einem Aufsatz aus Ziegelsteinen endigt.

Hiermit waren die Sehenswürdigkeiten der Stadt erschöpft und wir begaben uns zu der alten Weinstube von J. P. Lang, wo um 4 Uhr das Mittagessen bestellt war. Während der Tafel brachte zunächst Herr Präsident Herrns den Toast auf Seine Majestät den Kaiser aus. Darauf sprach der I. Vorsitzende der Brandenburgs, Herr Geheimrat Friedei, den Mitgliedern des Museums-Vereins und den Herren und Damen der Stadt Prenzlau den Dank der Gesellschaft aus für den überaus liebens­würdigen Empfang, der uns bereitet worden sei und für die reiche