Heft 
(1907) 15
Seite
228
Einzelbild herunterladen

228

5. (3. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

Grün der Bäume und Sträucher herüberragt. Bald befanden wir uns vor dem roten Gebäude der elektrischen Kraftstation, von welcher aus die Treidelung betrieben werden soll. Am Ufer des Kanals sind schon die Schienen gelegt und die eisernen Träger mit den Drähten errichtet für die Lokomotive, welche später die Kähne ziehen wird.

Wir passierten langsam die Machnower Brücke und warfen unter unseren Schirmen hervor einen Blick auf die Dorfstraße mit ihren hohen Bäumen und den bescheideneu Häuschen.

Dahinter glitten wir in den Machnower See hinein, dessen grüne Fluten die dichten Gebüsche beider Ufer wiederspiegeln. Vor uns er­heben sich die hohen Gebäude der Maclmower Schleuse und bald lagen wir in dem nördlichen Schleusenraum fest.

Wir begaben uns hier an Land, wo unter einem großen Zelt dicht am Ufer die Kaffeetische hergerichtet waren. Für Kuchen hatten die Damen reichlich gesorgt, und trotz der trüben Aussichten in Bezug auf das Wetter war die Stimmung ganz ausgezeichnet.

Nach der Kaffeepause wurden die Restaurationsräume aufgesucht, in denen in hübschen Glasschränken eine große Anzahl von natur­geschichtlichen und ethnographischen Gegenständen aufgesfellt ist, die bei den Kanalarbeiten gefunden wurden. Herr Dr. Solger erläuterte die Objekte. Es sind zu nennen: Schädel vom Riesenhirsch, Geweihe vom Remitier und vom Elch, mehrere Schädel vom Urstier und einige Knochen und Zähne vom Mammut, dazu kommen primitive Gerätschaften aus Wildknochen.

Hierauf bestieg die Gesellschaft die Galerie des unteren Schleusen­tores und hörte dort die Erläuterungen des Herrn Regierungsrats Sievers an über die Einrichtung der Schleuse. Sie ist eine Doppel­schleuse mit Sparbetrieb und erlaubt ein gleichzeitiges Bergauf- und Bergabfahren der Schilfe. Durch vier Hotoppsche Heber in jeder Kammer wird das Wasser aus der einen Kammer in die andere hinübergehoben. Statt der Aiblichen Tore sind Schütze vorhanden, die durch elektrisches Windewerk in die Höhe gezogen -werden. Die Doppelschleusen ersparen bei niedrigem Wasserstande Wasser. Für Hochwasser ist zwischen beiden Schleusen eine Freiarche eingebaut, an die sich nach unten eine 1-iO in lange doppelte Laufbrücke anschließt, durch welche die Schiffe hinein- und hinausgezogen werden sollen. Im Schutze des Schleusen- gebäudes hatte der Herr Redner die großen Pläne des Kanales aufge­stellt; es w T ar aber bei dem Wetter ganz unmöglich sie zu besprechen, und wir mußten uns damit begnügen, bei der Vorüberfahrt einen Blick darauf zu werfen.

Hinter der Schleuse sind die Ufer einförmig; Kieferwälder sind ihre Einfassung; wir fuhren an Albrechts Teerofen vorüber und unter den

-4»