0. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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allem, was zu seiner Zeit möglich war, bedachte er gerade sie — sorgte für ihre Einrichtungen, ließ sie 1254 mit der heut noch stehenden Mauer „erweitern“ und stiftete 1254 in ihr das Kloster der Jünger St. Dominiks, dessen Kirchen-Altarchor auch seine sterblichen Reste aufnahm. Während der Wirkungszeit dieses Markgrafen wurde die Entwickelung Strausbergs durch freundliche Fürstengunst übermäßig gefördert und vorwärts gebracht, ohne sonst die historischen wie natürlichen Grundlagen zur Erhaltung der erreichten Blüte zu besitzen und ohne je einen gleich fürsorglichen Nachfolger dieses Fürsten wieder zu erhalten. Mit seinem Tode am 9. Oktober 1267 verlor die aufwärts gedrängte Stadt gleichsam „ihren“ Fürsten — ihre Blüte welkte seitdem. Schon Otto’s III.
Gemahlin Beatrix, für die ein ausgemauertes Grab im Altarchor der Dominikanerkirche zur Aufnahme ihrer Leiche bestimmt war, ließ dieses leer und fand — am 25. Mai 1286 in Breslau verstorben — das Breslauer Nonnenkloster St. Clara zur letzten Ruhestatt; allenfalls kann noch ihre Schwiegertochter Mechtild im Kreuzgange des Strausberger Klosters beigesetzt sein, was nicht ganz sicher feststeht. Später wurde die Stadt gleichsam nur im Fluge und auf Augenblicke von der Fürstengunst bei gelegentlichen kurzen Besuchen getragen — Markgraf Otto III. ist ihr nicht wieder ersetzt worden. Anders das dauernd von der Sorge der Ilohenzollern getragene Potsdam an der Havel!
Als Otto III. im Jahre 1267 die Augen schloss, hatte er 35 Jahre hindurch die Stadt Strausberg beeinflußt und zwar mit allem Nachdruck fördernd; solche Zeiten, welche naturgemäß etwas nachwirkten, hat „Struczeberghe“ nicht wiedergesehen, im Gegenteil ging es langsam zurück wie eine Treibhauspflanze, die man plötzlich ins ungewohnte Freie setzt und damit zum Kränkeln bringt. Verschleiert redet noch heut die Strausberger Tradition von dieser glücklichen Zeit — allerdings nur verschleiert: „Die Stadt sei einst sehr groß und lange Zeit kurfürstliche Residenz gewesen und mancher der Landesherren sei in ihr begraben!“ Was man unter dem Begriff „Residenz“ versteht, war Strausberg nie, denn die alten Fürsten reisten im Lande umher und nahmen bald hier, bald da Wohnsitz je nach der Gegend, wohin die Regierungsgeschäfte sie riefen. Und doch ist etwas Wahres an dieser Tradition, die von der eigentlichen Tatsache sich entfernend wie alle Ueberlieferung das echte Bild vergrößerte, im Grunde aber die Ottonische Zeit meint. Und daß eben dieser Markgraf sich auch, ohne grade durch Regierungsgeschäfte dahin gerufen zu sein, sehr oft und sehr lange verweilend in Strausberg aufgehalten, ist keine Frage. Hier war er eine Art Tertiarier des Dominikanerordens mit seinen eigenartigen asketischen Bußübungen am eigenen Leibe mehr Mönch als die Dominikaner selbst. Dazu aber gehört Zeit und Zurückgezogenheit für einen Mann, der wie Otto III. nichts halb tat. Den besten Beweis für langandauernden Aufenthalt des