Heft 
(1907) 15
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0. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

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Tritt; aus seiner Zeit (1254) grüßt uns die Stadtmauer und wohl aus seinen Tagen herüber entbietet uns als noch lebender Zeuge jene uralte Eiche auf der Südpromenade ihren Gruß.

Vom Bahnhofe wanderten wir gleich nach Zugverlassen zum sogen. Lustgarten mit seinem ernsten ansprechenden Kriegerdenk­mal und seiner kleinen St. Giirgenkapelle, die zum St. Gürgen- liospital gehörte und ihrem Material wie Baustil entsprechend der ersten lliilfto des 14. Jahrhunderts entstammt, wahrscheinlich dessen ersten drei Jahrzehnten. Vielfach ist an diesem Kirchlein, welches jetzt als Aufbewahrungsstätte für Gartengerät usw. dient, mit jüngerem Material ausgebessert und geflickt worden; aber die Eigenart des einstigen Grundbaues ist doch zu erkennen und wohl einzuschätzen.

Nur wenige Schritte waren nötig, um uns bis zum Südeingang der mittelalterlichen Stadt zu bringen bis zum (Alt) Landsberger Torturm, seit längerem auch Pulverturm geheißen. Er ist nicht aus einem Guß aufgeführt; ein unteres sehr beträchtliches Stück zeigt sorg­fältig, sehr sorgfältig bearbeitete feste Granitquadern, während von einer bestimmten Linie in der Höhe ab Mischbauwerk einsetzt: Erst ganze Feldsteine und die Glattsprengseiten solcher, dann hervorragend Back­steinbau mit Backsteintrümmern. Es scheinen mindestens drei Perioden an ihm gearbeitet zu haben, deren letztedie Backsteinperiode nach 1432 (dem Strausberger Zerstörungsjahre durch die Husiten) wirksam wurde. Zum Vergleich konnten wir die Struktur der alten Stadtmauer von 1254 heranziehen, die sich wohlerhalten vom Turm nach Westen hinzieht der Unterteil des Turmes scheint älter als sie und gleicht im ganzen sehr auffällig dem Granitquaderbau der alten Grundkirche von St. Marien, ehe diese mit jüngern Seitenschiffen versehen wurde. Mit der Zusicherung, daß St. Georgen wie dieser eigenartig gelagerte Turm uns später noch weiter (Archivband) beschäftigen würde, nahmen wir in der Großenstraße unfern dieses Tores eine nur wenig hoch über der Erde in die Hausfront halb eingemauerte Steinkugel erheblichen Durchmessers in Augenschein. Sie befindet sich auf der Westseite der Straße am Hause No. 3 vor dem soeben besprochenen Torturm unter der Fensterlage neben der Freitreppe und ist einst an dieser Stelle aufgefunden wie in interessanter Weise so dem Anblick erhalten worden. Ob dieser Fund einst bei einer Belagerung in die Stadt hineingeworfen ist? Mit den Kriegsmaschinen warf man im Mittelalter Steinkugeln und Steinmassen bis zu 30 Zentner Gewicht und seit der Mitte des 14. Jahrhunders trifft man hauptsächlich Steinkugeln, welche nach dem handrechten Material aus Marmor, Basalt oder Ziegel bestanden. Seit etwa 1500 bereits wird in Deutschland die Eisenkugel in größerer Menge angewendet. Was die erwähnten Stein­kugeln aber anbetrifft, so ist aus sehr erklärlichen Gründen ihre Bear-