fl. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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Absperrung „wendischen“ Volkes; denn nach einer Urkunde vom 1. Oktober 1321 hatte bereits einige Zeit früher der Strausberger Hat amtlich „sich dort eingesetzt“, um dort fischende doch wohl deutsche Mitbürger anzusiedeln und von ihnen Steuern zu ziehen. Sondern der Torschluß diente der Sicherheit; die der Verbindungsstraße nach dem Kietz wegen durchbrochene Mauer konnte nachts doch nicht offen stehen. Gleichwohl bildeten diese Kietzer eine besondere Gemeinde und noch 1656 heißt es „Hanl! zimmermann ist zum schultzen des Kietzes vnnd Aufseher der Fischere verordnet worden.“ Dort unten im Kietz steht auch das sogenannte alte Elektrizitätswerk, welches bereits seine Dienste hinter sich hat und als zu klein aufgegeben werden mußte; an dem neuen vollbeschäftigten Werke südlich der Stadt führt den Besucher die Kleinbahn vorüber. Wir verließen diesen lauschigen Siedelungswinkel und stiegen die steile Kietzerstraße wieder empor. Oben besichtigte ein großer Teil unter Herrn Münchebergs Führung eingehend das 1820 erbaute jüngere Rathaus, während viele andere freundlichen Zutritt in Ilintergärten der Ritterstraße fanden und von dort das herrliche Bild eines Ausblickes über den See genießen konnten.
Nunmehr war unser Ziel die Landarmen- und Korrektionsanstalt, die Hauptlagestätte des vom Markgraf Otto III. 1254 gestifteten Dominikanerklosters, dessen Baulichkeiten von der Erde vollständig verschwunden sind. In der angekündigten Arbeit wird uns dieses Kloster mit rekonstruirtem Grundriß und in vollentworfenem Bilde sehr genau soweit beschäftigen, als die möglichen Ermittlungen reichten; hier nur soviel, daß es erheblich kleiner war als die massige heutige Anstalt und höchstens bis zu 12 eigentlichen Dominikanern geborgen, deren Zellen sich im Innern des Klosterhofes über dem südlichen Kreuzgang befanden. Den Südflügel des Ganzen bildete die 80 Ellen lange und 16 Ellen breite Klosterkirche, welche an Länge wie Höhe alles überragte, einst in ihrem Altar-Chor auch die Gebeine des Stifters bergend. Noch heute aber wird vom Volksmunde diese Stadtlage als „das Kloster“ bezeichnet.
Freundlich empfing uns — 150 Personen mit ihren oft sehr eingehenden und wißbegierigen Fragen — der Anstaltsdirektor Herr Oberleutnant Guericke und übernahm unter eingehendster Berichterstattung selbst die Führung durch das Riesengebäude Trepp’ auf, Trepp’ ab. Wir besuchten die frühere Anstaltskirche, deren Höhe jetzt durch einen Fußboden geteilt ist. Der dadurch gewonnene Oberteil ist zum schmucken Versammlungsaal für die Hausinsassen in glücklichster Weise umgearbeitet, der Unterteil dient gegenwärtig als Aufbewahrungsraum für Maschinen. Nach einander wurden wir mit sämtlichen Räumen der Anstalt bekannt gemacht: Arbeitsund Schlafsäle (von deren obersten eine herrliche Aussicht über