0. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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erworben hat.“*) Dies ändert die Sache dahin, daß der heutige Südflügel auf dem Fundamente der Klosterkirche teilweise oder ganz stehen wird. Hierdurch haben wir die genaue Südgrenze des einstigen Klosters gefunden, vergessen aber im übrigen nicht, daß der Ausbau der Anstalt nacli Norden hin erheblich größer als das Kloster ist, sodaß die heutigen Riesengebäude zu keiner falschen Vorstellung über das „Einst“ verleiten dürfen.
Durch den Vorgarten der Anstalt gelangten wir in die seit einigen Jahrzehnten in Gebrauch genommene sehr geräumige freundliche A nstaltskirche, die besonders und abseit gelegen einen Mittelpunkt für sich bildet. Ihr zur Seite befindet sich auch in günstiger Lage eine große gegen die Witterung schützende Halle, unter welcher solche Anstaltsinsassen auf Rohrliegestühlen den sonnigen Tag verbringen können, die mit leichter Lungenerkrankung behaftet sind, falls der Anstaltsarzt nicht eine anderweitige Pflege anordnet. Hinten aber im Klostergarten liegt eingebaut die Leichenkapelle, von der aus unter den Klängen des Anstaltssängerchors mit Geleit des Geistlichen die aus diesem Leben abgerufenen Anstaltsinsassen nach dem unfernen Friedhofe zur letzten Ruhe getragen werden.
Unter Worten herzlichen Dankes an unsern freundlichen Führer verliessen wir eine Stätte, von welcher die meisten sich vorher gewiß ein düsteres Bild konstruiert hatten, vom graden Gegenteile in glücklichster Weise überzeugt.
Nunmehr galt auf einem kleinen Umwege durch das ehemalige Wriezener Tor unser Besuch dem altehrwürdigen Gotteshause zu St. Marien, in welchem uns die beiden Geistlichen bereits seit längerm erwarteten. Wenn auch diese Kirche und ihr Inneres im Archivbande eingehend genaue Beschreibung erfährt, sodaß hier auf jenen Bericht verwiesen werden kann, sei der Übersicht wegen doch hier daran erinnert, daß die einstige Grundkirche ihrer sauberen Granitquadern und romanischen Bogen wegen gleich der zu Altlandsberg dem Anfänge des 13. Jahrhunderts entstammen muß. Mindestens also 1170 ist in Strausberg bereits eine christliche Gemeinde vorauszusetzen. Erst später (vermutlich 1254) sind die beiden Seitenschiffe angebaut, wie das mit verwendete neue Material erkennen . läßt. Im Innern von St. Marien konnte unser Mitglied Giertz, soweit Zeit blieb, Hochaltar- und Deckengewölbestücke besprechen, eine Art Kursus in christlicher Symbolik mit Demonstrationen, welcher in stimmungsreicher Weise durch Orgelspiel des Herrn Organisten Krause getragen wurde. Nach einer Besprechung des Hochaltars, dessen sauber gearbeitete Heiligenstücke außer den 12 Aposteln uns im Mittelschreine nach einander den Kultus
*) Stembeck, Beiträge II, 51.