Issue 
(1907) 15
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Wanderungen Aber märkische Friedhöfe.

Lacst sich in not nicht erbarmen,

Den will auch Gott erhoeren nicht,

So er kumt für sein streng gericht.

Das kunstvolle Denkmal des Grafen Alexander von der Mark (f 1. 8. 1787 natürlicher Sohn Friedrich Wilhelms II.) in der Berliner Dorotheenstadtkirche trägt die lateinische Inschrift deutsch über­tragen: Wilhelm Moritz Alexander.begleitet von den väter­

lichen Tränen, mit ausgezeichneten 'fugenden geschmückt, in den freien Künsten frühzeitig unterrichtet, wandte er sich höheren Bestrebungen zu, sich mischend in der Himmel Chöre.

In St. Marien zu Berlin heißt es auf einem Steine 1718:

Die hier kein Mensch auf Erdt als nur der Tod geschieden, Die wollen auch im Grab vereinigt Huhn in Frieden.

Meyn Leser denk hierbei, wie kurz die Lebenszeit,

Such deine Kuh mit uns in süsser Seligkeit.

Dem Taubstummendirektor Eschke f 1811 wird auf (lern Berliner Sophienkirchhof nachgerufen:

Er war ein Biedermann Und liebte seine Pflicht.

Wer diesen Kuhm gewann,

Stirbt auch im Tode nicht.

Die Liebe darf es wagen,

An seiner Gruft zu sagen,

Was Hecht und Wahrheit spricht.

Um dasKreuz rankt sich auf dem Jerusalemer Kirchhof zu Berlin von 1859 der Vers:

Untenn Kreuze ging Dein Pfad,

Bei dem Kreuze fandst Du Gnad,

Für das Kreuz da kämpftest Du,

Mit dem Kreuz gingst Du zur Kuh Durch das Kreuz schwand Deine Macht,

In dem Kreuz hast Dus vollbracht.

Mein alter achtzigjähriger Freund in Britz (Kr. Angermünde) hat auf seinem Grabstein den schönen Spruch: Laß ihn ruhen in deinem

Frieden und ihn erwachen zu einer fröhlichen Auferstehung.

Ein mit großen wilden Glockenblumen geschmücktes, längst ver­fallenes Grab zu Liepe a. O. trägt auf dem rostigen Kreuz von 1819 die Worte:

Nur durch die dunkle Pforte Geht man zur Heimat eiu.