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8. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
XIV. Ein mecklenburgisches Fritz Reuter-Museum. Der Gedanke, dem Dichter Fritz Reuter in seiner Heimat ein Denkmal in der Weise zu errichten, daß in einem Reuter-Museum alles auf ihn Bezügliche vollzählig zusammeugetragen werden solle, gewinnt an Gestalt. Der Reuterforscher Professor Gaedertz in Greifswald hat die Ausführung dadurch auf den rechten Weg gebracht, daß er sich bereit erklärte, die Andenken an den Dichter, Bücher, Bilder usw., ,die er in mühsamem Sammeln erworben, für ein Reuter-Museum in Mecklenburg herzugeben. Es soll dann auch der Versuch gemacht werden, das in Eisenach in recht prekärer Lage befindliche Reuter-Museum von dort fortzuschaffen und mit dem mecklenburgischen Museum zu vereinigen. Es dürfte dann auch wohl gelingen, jene Manuskripte des Dichters, die dem Goethe- uud Schiller-Archiv einverleibt sind, für das ihm gewidmete Museum zu gewinnen. Das Unternehmen hat um so mehr Aussicht auf Erfolg, als für die Ausführung gewichtige Förderer gewonnen sind, so unter andern der Reichskanzler Fürst Bülow, der sich erinnerte, daß der ehemalige Kommandant von Dömitz, dem Reuter in seiner „Festungstid“ ein so schönes Denkmal gesetzt hat, ein entfernter Verwandter Bülows ist. Der Reichskanzler soll auch eine staatliche Unterstützung des Unternehmens nicht für ausgeschlossen erklärt haben.
XV. Die Eröffnung des Finkenwärder Museums fand, wie wir in den „Hamburger Nachrichten“ lesen, am Himmelfahrtstag durch den Vorsitzenden der Gesellschaft Herrn F. Beckmann statt. Unter seiner Führung traten die erschienenen Mitglieder und Freunde (von denen einige gleich die Mitgliedschaft erwarben) einen Rundgang durch die Sammlung an, die sich in ihrem neuen Heim bedeutend vorteilhafter ausnimmt als in dem alten. Ganz neu ist die alte Finkenwärder Stube, der „Dönß“. Mit großem Fleiß, viel Sachkenntnis und feinsinniger Pietät ist hier ein Stück aus alter Zeit geschaffen. In dem kleinen, gemütlichen Raume ist alles bis auf unbedeutende Kleinigkeiten „echt“. Die geschnitzte, mit Kissen belegte „Ruhebank“ stammt laut Inschrift aus dem Jahre 1798, die eigenartig steifen Holzstühle von 1799 und 1835, eine alte Wiege weist die Jahreszahl 1797 auf, in der einen Wand sind „Kabuze“ und „Bettschapp“ angebracht, und „Fenster-“ und „Tee- schapp“ sind mit geblümten, vergoldeten oder versilberten Tassen, Schüsseln usw. gefüllt. Da die alten Bleifenster nicht zum Öffnen eingerichtet sind, befindet sich in der von Balken getragenen hölzernen Decke ein „Schuflock“, das damals die Ventilation, nach unseren Begriffen allerdings sehr mangelhaft, besorgte. Über dem alten Tisch befindet sich der zum Drehen und Spielen eingerichtete Messingkrüsel, der, mit Öl gefüllt und dem Mark der Binse in den vier Ecken (anstatt des Dochts), ein mildes, für den niedlichen Raum genügendes Licht verbreitete. Auf dem Tisch liegt die 200 Jahre alte Postille, („Utleggen-