Heft 
(1907) 15
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8. (3. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

indessen der Schluß voreilig, daß in der Zeit bis zum Beginn der Diluvialzeit sich keine Aenderungen an dem aus den Fluten empor­gestiegenen Fläming vollzogen haben. Abgesehen von den unausgesetzt an der Modellierung des Geländes arbeitenden Atmosphärilien, hörten Veränderungen und weitere Ausgestaltungen des geschaffenen Festlandes niemals auf. Hierfür liefern die Verschiebungen den Beweis, welche die Ablagerungen der Oligocän-Miocänzeit wahrscheinlich durch Krusten­bewegungen erfahren haben, woraus Emporwölbungen an der einen, Senkungen an der anderen Stelle entstanden. So nur erklärt sich z. B. der häufig beobachtete Einfall der Braunkohlenschichten in den Mulden unter Winkeln von 25 bis 40". Die den gegenwärtigen Zustand in grossen Zügen herstellenden Vorgänge gehören indessen der Zeit des Diluviums an, und wiederum ist es ein Erfolg der Tiefbohrungen, daß wir uns ein deutliches Bild von der Oberflächengestalt des Fläming und seiner Nachbarschaft am Ausgange der Tertiärzeit und von den beträchtlichen, durch das Inlandeis hervorgerufenen Bewegungen machen können. Wenn z. B. das Tertiär oder, was dasselbe, die Unterkante des Diluviums bei Dahme 2,8 m über Meeresspiegel erbobrt wird, bei Grüna 43 m darunter, bei Zahna wieder 111,4 m darüber, so gibt dies Niveauunterschiede von 154,4 m und 131,3 m zwischen benachbarten Orten, die heute in der Gegend nicht mehr und im ganzen norddeut­schen Tieflande nur an wenigen Stellen Vorkommen. Es geht hieraus zugleich hervor, daß das überaus coupierte Terrain am Ausgang des Tertiärs durch die Sand- und Geröllmassen, welche die nachfolgende Eisbedeckung in der Diluvialzeit begleiteten, einen weitgehenden Aus­gleich der Gegensätze erfahren hat, und daß zahlreiche Seen und Flüsse später dem vordringenden Inlandeise zum Opfer gefallen sind. Nur die allgemeinsten Züge des tertiären Norddeutschlands blieben erhalten, die beiden Landrücken z. B. wurden zwar abgeformt, ebenso das dazwischen liegende Gebiet der Urströme z. B. das Glogau-Barnther Tal, alle Formen aber mindestens verflacht und abgerundet, wenn nicht voll­ständig nivelliert und ausgeglichen. Diese Wirkung nahm mit der Ver­minderung der Eis- und Geröllmassen natürlich in der Richtung nach Süden ab; es waren jedoch noch sehr grosse Diluvialmassen, die dafür am Fläming zur Verfügung standen, dem Bohrloch zu Grüna ent­sprechend, z. B. Sand und Letten von 100 m Mächtigkeit. Es ist nicht leicht, eich von diesen Wirkungen des von Skandinavien vordringenden Inlandeises eine deutliche Vorstellung zu machen. Es waren ja zu einem guten Teil die vom vorrückenden Eise abfließenden Schmelzwässer, welche die Sande mit sich führten, die ihrerseits durch Ausfüllung der Unebenheiten des Bodens dem Eise den Weg bahnten. Doch auch die Grundmoränen mußten überall ungeheure Mengen nordischen Materials abgeben, da unmöglich die ganze Masse mitgeführt werden konnte, die ,