8. (3. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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die unteren Teile vielmehr längs des Weges liegen blieben und u. a. den Schmelzwässern ihre Sandfracht lieferten. Als dann das Eis zum Stillstand kam und infolge klimatischer Aenderuug sich allmählich zurückzog, blieb die versandende und die Scheidung des Materials in seine verschiedenen Bestandteile fördernde Tätigkeit der Schmelzwässer noch lange erhalten, während zu dem beim Vorrücken des Eises schon zurückgelassenen Material nun die ganze Fracht von Geröll hinzutrat, womit das Eis bepackt gewesen war.
Diese und andere Erwägungen nötigen zu der Annahme, daß der Fläming, bei seiner Lage in dem Winkel, den der Elblauf, aus ostwestlicher in nordnordwestliche Richtung übergehend, bildet, der vorgeschobenste Punkt war, bis zu dem das Inlandeis in dieser Richtung vordrang, und daß er wahrscheinlich länger vom Eise bedeckt blieb als seine nähere und entferntere Nachbarschaft. Die oben dargelegten vordiluvialen Schicksale des Fläming zeigen ihn bei Beginn der Vereisung bereits seine Nachbarschaft überragend. Das vordringende Eis begegnete also hier einem Hindernis. Das bewirkte zunächst eine Stauung und Zusammenschiebung der im Wege liegenden Schichten, womit wahrscheinlich die sonst befremdliche Erscheinung zusammenhängt, daß der Nordabhang des Fläming steiler ist als der Südabhang, an zweiter Stelle aber ergab sich hieraus eine höhere Schichtung des Eises und daraus wieder die längere Eisbedeckung bei dem nachfolgenden Abschmelzungsprozeß. Dieser große Wahrscheinlichkeit für sich habende Zusammenhang erklärt zugleich die nur dem Fläming eigenen Züge, von denen einleitend die Rede war, nämlich ebenso die Entstehung der Rommelu als die Entstehung der Feinsande, wobei die Frage ganz ausser Betracht bleiben kann, ob die Eisbedeckung auch des Fläming eine ein- oder mehrmalige war, die Bezeichnung der Sande als „jung- glacial“ also streng genommen richtig ist. Die Rommel ergaben sich als die vertikale Fortsetzung und Vertiefung von Eisspalten, erzeugt durch die während einer langen Zeit in diese Spalten hinabsickernden Schmelzwässer, die sich in die Schichten unter dem Eise einfraßen und, der vorangegangenen Stauung letzterer entsprechend, ihren Abfluß nur nach Norden nehmen konnten. Die Feinsande aber sind das getreue Ebenbild einer Erscheinung, die Professor von Drygalski in Grönland unter ganz gleichen örtlichen Verhältnissen, nämlich stets auf die Randzone des Eises beschränkt, beobachtet und beschrieben hat. Danach sind diese Sande Ablagerungen feinster, aus dem benachbarten eisfreien Lande aufgewirbelter, vom Winde entführter Sande, die auf das Eis vielleicht an einer nordwärts von höherem Eise überragten Stelle niederfielen, erst vielleicht kleinere Inseln bildend, und sich, das Schmelzen befördernd, in das Eis eingruben, allmählich aber zu einer verhältnismäßig schmalen Bank von wesentlich ostwestlicher Erstreckung zu-
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