8. (3. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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der Kreidemühlen zur Eolithenfrage“ (Berl. Anthrop. Ges. Heft ß. 1905, S. 1024 flg.)
Zur Orientierung hat uns wiederum u. M. Herr August Fo erster den folgenden orientierenden Artikel, aus seiner Feder verfasst am 30. April 1900, zur Verfügung gestellt.'
In der letzten Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie sprach zunächst der Dr. Wiegers über die natürliche Entstehung der norddeutschen Eolithe. Genau so unsicher, behauptete der Redner, wie die Begriffsbestimmung von „Eolith“, als im Gegensatz zu „Paläolith“ und „Neolith“, von den Menschen zwar benutzter, aber nicht wie letztere beide von ihnen bearbeiteter und bestimmten Gebrauchszwecken angepaßter Feuerstein, sei auch die Qualifizierung eines Feuersteins als „Eolith“. In jedem Falle aber sei die Auffindung solcher Stücke, denen man aus der handlichen Form oder dem Verschleiß an Spitzen und Kanten anzusehen glaube, daß sie wohl einmal von Menschen benutzt sein könnten, für die Wissenschaft wertlos an allen Stellen, deren geologisches Alter nicht mit einiger Sicherheit bestimmt werden könne, wertlos also z. B. in oberen Sandschichten, die willkürliche Umlagerungen erfahren haben könnten. Deshalb könne der nach von Menschenhand benutzten Silices oder nach Feuersteinartefakten suchende Prähistoriker die Beratung des Geologen gar nicht entbehren, und es müsse Verwahrung dagegen eingelegt werden, daß umgekehrt der Prähistoriker nach dem von ihm angenommenen höheren Alter der Eolithe, im Vergleich zu Paläolithen und Neolithen, auf ein höheres Alter der erstere enthaltenden geologischen Schichten schließen zu dürfen glaube. Der einzig zulässige Weg sei der, gänzlich unbeeinflußt von der Beschaffenheit der Silexfunde, das geologische Alter der Fundstätte zu bestimmen und dann zu sehen, welche Folgerungen sich aus den gefundenen Feuersteinen auf die gleichzeitige Existenz des Menschen und seinen Kulturzustand ziehen lassen. Diesen Weg beschreitend, prüfte der Vortragende die bisherigen Fundstätten von Belang in Norddeutschland: Taubach, Ilundisburg, die Rübeländer Höhlen im Harz, Schilling bei Posen, Thiede und Westeregeln, die Lindenthaler Hyänenhöhle bei Gera, Buchenloch bei Gerolstein, Kochstedt-Mosigkau und Chörau bei Dessau, Biere bei Magdeburg, Neuhaldensleben, Salzwedel, Halensee, Britz, Rixdorf, Rüdersdorf, Eberswalde, Freyenstein, Endingen in Vorpommern und Schlutup bei Lübeck, und kam dabei zu dem Ergebnis, daß die erstgenannten vier Lagerstätten der Zwischeneiszeit, alle anderen der letzten Eiszeit angehören, mit dem Unterschied, daß die zu 5, 6 und 7 genannten außerhalb, die übrigen innerhalb der letzten Vereisung liegen. Als spätglaziale Lagerstätten sind die beiden an letzter Stelle genannten anzusprechen. Alle Lagerstätten gehören somit ausnahmslos dem Diluvium an, und hierin unterscheiden sich unsere norddeutschen Funde beträchtlich von