Heft 
(1907) 15
Seite
299
Einzelbild herunterladen

8. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

299

uns, daß religiöse Ideen gar keinen zwecklichen Einfluß auf das Kultur­leben äußern. Wir haben guten Grund anzunehmen, daß erst gegen das Ende der palaeolithischen Periode die ersten Andeutungen religiöser Vorstellungen auftreten. Die Mitte der Leichenbestattung, die vielleicht die Konzeption der Selenidee andeutet, beginnt möglicherweise, wie es nach den Funden in den Grotten von Mentone der Fall zu sein scheint, noch im Ausgang der palaeolithischen Kulturperiode.

Lichtvolle Auseinandersetzungen und entsprechend klare Schlußfolge­rungen, denen wir auch in der Brandenburgs, weil unsere heimatliche Vorzeit bis weit ins Palaeolithikum zurückreicht, mit größtem Interesse und mit Dank für den sich jederzeit maßvoll und ohne unnütze Schärfe der Polemik ausdrückenden unermüdlichen Erforscher der Urmensch- lichkeit zu folgen geneigt sind.

LII. Arthur Stenzei: Eiszeiten (Naturw. Wochenschrift Nr. 29, 1906). Sie erfahren aus diesem Artikel, daß der Verf. bereits das Einsetzen einer Eiszeit im Karbon und Perm, also in sehr alten geolo­gischen Perioden annimmt und schildert. Diese der archaisch-palaeo- zoischen Aera angehörige Vergletscherung ist z. B. in Schottland fest- gestellt, und die uns so oft beschäftigende quartäre Eiszeit führt der Verf. auf tellurisch-kosmische Ursachen zurück.

Llll. Dr. R. Rennig: Eine neue geophysikalische Theorie der Sintflut. (Naturw. Wochenschrift Nr. 30 1906). Verf. bespricht den Aufsehen ei'regenden Vortrag des Dr. Joh. Riem in der Berliner Gesellschaft für Erdkunde am 21. Mai 1906. Riem stellt deu kata­strophenartigen Charakter der Flut und den plötzlichen Eintritt des Ereignisses, den die Geologen seit Lyell zumeist leugnen, wieder in den Vordergrund.

LIV. Professor Dr. Conwentz: Die Heimatkunde in der Schule. Ich habe die Freude, Ihnen nach kurzer Frist bereits die zweite Auflage dieses hochbedeutenden Buchs vorlegen zu können. Der Umfang desselben hat sich um mehr als ein Drittel erweitert. Alles was ich früher zum Lobe dieser vortrefflichen im besten Sinne lehr­haften Schrift gesagt, sei hiermit vollinhaltlich wiederholt.

LV. Dr. Otto Zacharias: Zur Frage des biologischen

Schulunterrichts. (Stuttgart 1906). Der unermüdliche Vorkämpfer der biologischen Anstalt zu Plön tritt hier für das Plankton der kleinsten pflanzlichen und tierischen Lebewesen als Gegenstand eines zeitgemäßen biologischen Schuluntenichts mit überzeugender Wärme ein. Die hier in Frage kommenden Naturobjekte, freilich meist nur unter dem Mikroskop zu würdigen, sind in morphologischer Beziehung an sich schon höchst interessant, noch mehr aber wirtschaftlich, nämlich als wichtige Nahrung nutzbarer Tiere unserer Gewässer. Eine große Zahl zustimmender Urteile von Fachgelehrten ist mit abgedruckt.

**. v4M«*s

w '$SRv