Heft 
(1907) 15
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8, (3. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

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kasse handele und da/3 deren Bedeckung getötet worden sei. Ich habe Taler-Stangen hiervon in den Händen gehabt, die einzelnen Stücke ließen sich nur mit großer Gewalt von einander trennen. Belagstücke liegen im Märkischen Museum.

Unser Mitglied Herr Lehrer Wienicke äußert sich wie folgt.

In der Urignitz und in der Grafschaft Ruppin sind in den Un­glücksjahren eine Reihe vonFranzosen-Morden vorgekommen.

Unter der Stepenitzbrücke hei Wittenberge wurden im Frühjahr 1807 vier Franzosen-Leichen gefunden. Der Knecht des Bauern Grieg in Rosendorf bei Langen hatte Franzosen zu fahren; das Ziel sollte Wilsnack sein. Vermutlich hat er die Franzosen erschlagen. Die Wagenrunge wies Blutspuren auf; er selbst ist geflüchtet. Um Unan­nehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen, sind die Leichen heimlich verscharrt worden.

Weitere Morde wurden bei den Dörfern Teetz und Waldleben bei Neuruppin verübt, ohne daß die preußischen Behörden eingeschritten wären.

Ein zweiter Mord bei dem Dorfe Teetz wurde durch die Franzosen bestraft. Zwei, übrigens völlig unschuldige Bürger in Kyritz wurden vor der Stadt erschossen. In dem Geh. Staatsarchiv findet sich ein Aktenstoß, der einen Franzosenmord bei dem Dorfe Blandikow be­handelt. Er war von zwei Soldaten des Inf. Reg. Prinz Ferdinand in Neuruppin verübt worden. Aus den Dörfern wurden über 40 Personen mit Zuchthausstrafen belegt; jedenfalls hatten sie Beihilfe geleistet.

Herr Rektor Monke, unser vorzüglichster Kenner im volkskund­lichen Kapitel der sogenannten Toten Männer teilt folgendes mit:

Müncheberger Franzosengräber. 1. Beim Fürstenwalder Tor in Müncheberg befindet sich, wie alte Leute erzählen, ein Massen­grab französischer Soldaten aus dem Jahre 1806.

2. 1813 sind viele Franzosen in der Nähe von Müncheberg um­

gekommen. Auch eine Kriegskasse haben sie an einer sumpfigen Stelle eingebüßt. Die Gräber in der Umgegend sind nicht mehr bekannt.

Französische Kriegskassen liegen der Volkssage nach in größerer Zahl in deutschen Landen vergraben, z. B. auf der Insel Usedom bei Kaininke am großen Haff, bei Lanke nahe Bernau u. s. w. Offenbar haben die Franzosen mehr Kriegskassen eingegraben als sie besaßen.

Auch von anderen Mitgliedern, Herren von Schulenburg, Dr. Gustav Albrecht und R. Mielke wurde auf verschiedeneFranzosen- Totschläge aufmerksam gemacht, zum Teil im Anschluß an den mit großem Beifall aufgenommenen Backschatschen Vortrag.