Heft 
(1907) 15
Seite
314
Einzelbild herunterladen

314

8. (3. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

E. Bildliches.

LXXXVII. U. M. Professor Jentsch teilt eine Ansichtspostkarte des unter No. LXXVI beschriebenen Luckauer Denksteins vom 4. Juni 1813 mit.

LXXXVIII. Ich übergebe eine das Innere des Uckermärkischen Museums zu Prenzlau darstellende Photographie, so wie die Branden­burgs dasselbe am 17. Juni dieses Jahres sah.

LXXXIX. Herr Wirtli von Weidenberg, Burgstr. 3, stiftet freundlichst eine Photographie vom Innern der von der Brandenburgs besichtigten St. Marienkirche zu Bernau; die etwa 1875 aufgenom­mene Photographie stammt aus dem Nachlaß des verstorbenen Kantors Ewald in Bernau, eines vorzüglichen Kenners dieser Kirche. Herr von Weidenberg schreibt dazu folgendes.

Zum Bilde der St. Marienkirche zu Bernau in der Mark. Die St. Marienkirche in Bernau, früher St. Katharinenkirche genannt, soll um 1141 gegründet sein. Der Ursprung dürfte aber erst in das 13. Jahrhundert fallen. Im gotischen Stil erbaut, ist sie eine der schönsten Kirchen der Mark Brandenburg. König Friedrich Wilhelm IV. äußerte bei einer Besichtigung,er möchte wohl diesen großartigen Bau in der Residenz haben. 20 große gotische Bogenfenster spenden Licht und durch 5 Eingänge kann man in das Innere der Kirche gelangen, deren Decken aus schönen verschiedenartigen Kreuz-, Stern- und Netz­gewölben bestehen. Die Kirchenstühle aus der Renaissancezeit stammend, erzeugen in ihren verschiedenartigen reichgeschnitzten alten Formen einen imponierenden Eindruck. Hervorzuheben ist der Patronatsstuhl. Der aus katholischer Zeit stammende Hochaltar, dessen Aufsatz den größten Kunstschatz der Kirche bildet, ist circa 8 Meter hoch und über 5 Meter breit und hat 3 Flügel, die aufzuklappen sind, daher auch Wandelaltar genannt. In seiner Großartigkeit dürfte er einzig in seiner Art, wohl in der Mark Brandenburg dastehen. Erst 1880, nachdem über 100 Jahre die Flügel nicht gangbar waren, stellte sich ihre Be­weglichkeit wieder heraus. Die Kanzel im 17. Jahrhundert gefertigt, rechts auf dem Bilde, ist ganz von Holz mit reicher Verzierung im Stile der Spätrenaissance gehalten. Prachtvoll ist der Schalldeckel, der in Form einer achteckigen Krone mit durchbrochenen Verzierungen sich über die Kanzel erhebt. Ein vergoldeter Phönix auf Flammen dargestellt, als Symbol der Neuerstehung der evangelischen Kirche, krönt den Schalldeckel. Noch sei der kleinen Figur an der südlichen Seite auf dem Querbalken gedacht, ihr fehlt die rechte Hand. Der Sage nach den alten Schäfer von Bernau darstellend, der 1432 bei der Belagerung Bernaus sich durch das Lager der Hussiten geschlichen und zwischen den Bernauern und dem Kronprinzen von Brandenburg Nach­richtendienste geleistet hatte, dabei um seine rechte Hand kam.