Heft 
(1907) 15
Seite
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8. (3. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

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4. Der Opernplatz, Blick vom Palais des Prinzen Heinrich aus, links Opernhaus und Hedwigskirclie, in der Mitte 2 Häuser der Behrenstraße, rechts die Bibliothek.

5. Der Gendarmen Markt von der Ecke Mohren- und Mark­grafenstraße aus so gesehen, daß der Deutsche Dom nicht er­scheint. im Vordergründe das zuerst erbaute neue Schauspiel­haus, und der Französische Dom, im Hintergründe zwischen Schauspielhaus und Charlottenstraße die Marktbuden, dann die beiden Häuser der Charlottenstraße zwischen Tauben- und Jägerstraße, rechts die ganze Markgrafenstraße bis zur Behren­straße. An dieser ist noch die Hinterfront des Niederländischen Palais, dessen Garten und Gartenmauer sichtbai, welcher Blick verschwand, als in den 1790 er Jahren hier das Hinterhaus zum Palais erbaut wurde. Turmartig erscheint noch daneben die Hinterfront der kön. Bibliothek.

Zeitlich und nach dem Gegenstand der Darstellung fallen diese am nächsten mit den um wenige Jahre älteren Rosenbergschen Bildern zu­sammen. Der Zeitunterschied markiert sich am deutlichsten bei dem Bilde des Opernplatzes, wo Rosenberg an der Behrenstraße noch einen kleinen Garten zwischen den beiden Häusern sehen läßt, der aber in­zwischen nach dem Fechhelmschen Bilde bereits bebaut ist.

Soweit die Bilder ziemlich genau denselben Aufnahmepunkt haben, als die Rosenbergschen, (und das ist bei vieren der Fall) ist der Gesichts­kreis nach links und rechts hin immer etwas erweitert, so daß z. B. auf dem Schloßplatz-Bilde Fechhelms noch das Haus Schloßplatz 6 zu sehen ist, auf Rosenbergs dagegen nicht.

Auch die Staffage auf den Fechhelmschen Bildern ist reicher und exakter als die Rosenbergs ausgeführt, so daß sie an sich der Betrach­tung wert ist.

Im ganzen ergibt der Vergleich mit den Rosenbergschen Bildern wenigstens nach den Kupferstichen eine erheblich künstlerischere Technik Fechhelms, namentlich auch in der Perspektive, die auf Rosen­bergs Bilder oft unnatürlich erscheint.

Der Maler Karl Traugott Fechhelm, 1748 in Dresden geboren, war derj üngste von 4 Brüdern, die sämtlich Künstler waren. Die 3 jüngsten waren in Berlin als Maler tätig, einer von ihnen soll auch Fresko- Malereien in den königlichen Schlössern ausgeführt haben, einer, Georg Friedrich, wurde 1788 Mitglied der Berliner Akademie.

Unser Karl Traugott erhielt 1797 einen Ruf als Theatermaler nach Riga, wo er 1818 starb. Beim Umzuge von Berlin nach Riga hat er wahrscheinlich diese 5 Gemälde mitgenommen und auf diese Weisegelangten sie in die dortige städtische Gemälde-Galerie, die sich kürzlich bereit er-