Heft 
(1907) 15
Seite
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1). (6. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

Menschenalter zur wichtigen Wasserstraße des Finow-Kanals auch noch Eisenbahn empfangen hat und nach vorangegangem Stillstände bis auf eine Einwohnerzahl von ca. 23 000 angewachsen ist. Von der hoch­gelegenen Eisenbahnstraße aus gewinnt der Ankommende auch sogleich einen dem Gedächtnis sich einprägenden Eindruck von der anmutigen Lage Eberswaldes, von dem weiten jetzt vom Finowkanal durchflossenen Tal, in dem, es wahrscheinlich in voller Breite ausfüllend, während der Diluvialzeit die vereinigten mächtigen Gewässer von Weichsel und Oder in ostwestlicher Richtung zur Nordsee strömten, und zugleich von den fernen den jenseitigen Talrand bildenden, mit Wald bestandenen Höhen, während die Stadt am diesseitigen, sich steil erhebenden Talrande und im Tal gelegen ist. In Eberswalde hat es sich, wie unter ähnlichen Verhältnissen auch anderswo, ganz von selbst so gefügt, daß die Eisen­bahnvorstadt zum eleganten Viertel erwuchs und große freie Plätze mit hübschen Schmuckanlagen hier geschaffen wurden. Eine Minderung der Altstadt hat sich aus dem entstandenen Gegensatz aber keineswegs ergeben, denn auf alle Fälle hat die Altstadt die Erinnerung an eine lange Vergangenheit vor den modernen Stadtteilen voraus. Und wer sich im Anblick alter Städte der Nöte und Drangsale erinnert, worunter die Vorfahren, bessere Zeiten für die Nachkommen bereitend," gelitten haben, dem erscheinen ihre engen Straßen und dürftigen Häuser, in denen sich das Leben von Generationen abspann, ehrwürdig und durch die vielen Menschenschicksale geweiht, deren Schauplatz sie einst gewesen. Die Ueberschreitung des Finowkanals gab Professor Eckstein, der hier die Führung übernommen hatte, erwünschte Gelegenheit, von der hohen Bedeutung dieser Wasserstraße zu sprechen, die von den Kurfürsten Joachim Friedrich und Johann Sigismund begonnen, vom großen Kur­fürsten gefördert und vom König Friedrich II vollendet, eine vielseitige Industrie längs ihrer Ufer hervorgerufen hat, die anregend und vorbild­lich für das ganze Land gewesen ist und es zu sein fortfährt, ja sogar im Hinblick auf den bevoistehenden Bau des Berlin-Stettiner Schiffahrts­weges, einem weiteren Aufschwung entgegensehen darf. Es brauchen nur folgende am Kanal gelegene Etablissements in der Nähe Ebers­waldes genannt zu werden, um sich dankbar des vorausschauenden Blickes und der landesväterlichen Fürsorge des großen Friedrich und seiner Vorgänger zu erinnern: Das Messingwerk von Aron Hirsch u. Sohn, die Papierfabrik Wolfswinkel (früher die Königl. Papierfabrik), das Etablissement der Deutschen Linoleum- und Wachstuchcompagnie, das Hüttenwerk Kupferhammer, die Pianoforte-Mechanik-Fabrik und Dampf­sägewerk von Lexow, die Eisengießerei und das Radiatorenwerk von Budde und Goehde, die Eberswalder Filzwarenfabrik, die Hanf- und Drahtseilerei von Bunzel, die Steindachpappen-Asphalt- und Holzzement­fabrik von Miersch u. A. Nach dieser Erinnerung an eine Vergangen-