0. ((I. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjalires.
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heit von 2—3 Jahrhunderten und auf ihren fortwirkenden Einfluß auf die Geschichte Eberswaldes wurde dem ältesten Bauwerk Eberswaldes, der St. Georgs Kapelle, erbaut um etwa 1300, ein Besuch abgestattet, und hier durch Professor Dr. Boldt ein historischer Rückblick auf die Entstehung Eberswaldes und seiner Baudenkmäler getan. Danach ist Eberswalde schon 1254 Stadt geworden und den ganz deutschen Ansiedlungen angehörig, welche das Markgräfliche Bruderpaar Johann I. und Otto III. nach Erwerbung des Ober Barnim in beträchtlicher Zahl anlegte. Die edlen, gotischen Formen des auch in seinem Innern der Besichtigung unterzogenen Kirchleins fanden allseitigen Beifall. Es gereicht den Ebers Wählern zur Ehre, daß sie pietätvoll dies Bauwerk trotz mancher Anregungen zu seiner Beseitigung erhalten. Seine Umgebung ist ein alter, jetzt nicht mehr benutzter Kirchhof, der diesem Zweck wohl schon im Mittelalter gedient hat, damals vielleicht in Verbindung mit einem nahen Siechenhause für Aussatz-Kranke. — Es folgte unter Führung von Bürgermeister Hopf die Besichtigung des Neuen Rathauses, neu, weil es in den letzten Jahren erst erbaut und bezogen, im übrigen jedoch mit glücklicher Hand durch den Architekten im Stil mittelalterlicher Rathäuser ausgeführt worden ist, ohne Prachtentfaltung, aber gediegen und fein abgestimmt in allen Einzelheiten, einschließlich mancher hübsch ersonnenen Architekten-Scherze und humoristischer Züge. Es wurde eine größere Anzahl der Innenräume durchwandert und mit viel Interesse in Augenschein genommen. Schließlich machte die Gesellschaft dem Ratskeller einen Besuch, dessen Ausschmückung mit Fresken, soweit solche das Bild von Stadt und Umgegend am Beginn des 20. Jahrhunderts festhalten, ungeteilte Zustimmung fand, während die der deutschen Märchenwelt entnommenen Darstellungen etwas grotesk wirken. In der obersten Etage des Rathauses ist dem Eberswalder Verein für Heimatkunde für sein Museum einstweilen ein bescheidener Platz eingeräumt, worden. An dieser Sammlung der jüngsten Zeit ist mit außerordentlicher Sorgfalt und liebevoller Hingabe an den Zweck gearbeitet worden. Man findet liier nicht nur prähistorische und archäologische Funde aus Stadt und Umgegend, aus den letzten Jahrzehnten, sondern auch viele Erinnerungszeichen aus dem bürgerlichen Leben der letzten Jahrhunderte, wie Innungs-Embleme, Willkomm-Becher, Meister- nnd Gesellenbriefe, altertümliche Haus-, Küchen- und Kellergeräte, Spinnräder, viele Bilder der Stadt und einzelner ihrer Gebäude, Silbergeräte etc. Das hierdurch gebotene Bild der bürgerlichen Entwickelung Eberswaldes darf anderen Mittelstädten als Muster empfohlen werden. Es wird für die großen Sammlungen in den Hauptstädten immer noch genug Interessantes und Wichtiges übrig bleiben, wenn, wie es hier geschehen, selbst manches wertvolle Stück am Fundort zurückgehalten wird, und ohne Zweifel werden Heimatssinn und Heimatsliebe durch solche zur Beach-
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