Heft 
(1907) 15
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9. (6. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

tung des mißachteten Kleinen einladenden und zum Sammeln auspornenden Erinnerungsbilder Stärkung und Förderung erfahren. Auf dem Markt­platz wurde hierauf der historische Löwe, seit einigen Jahren nicht mehr wasserspeiend, aber seiner Rehabilitierung entgegeusehend, teilneh- nehmend betrachtet, die Stelle der ehemaligen 1717 erbauten, reformier­ten St. JohaDnes-Kirche, jetzt ein Kaufhaus, in Augenschein genommen, und die St. Maria-Magdalena-Kirche, ein gotischer Backsteinbau aus dem 14. Jahrhundert, besucht. Hier hatte es Pfarrer Waerlich über­nommen, Erinnerungen an die Schicksale des Gotteshauses mitzuteilen und einige ehrwürdige Kirchengeräte und Bilder, darunter das schön­geschnitzte, große Altarbild aus dem 17. Jahrhundert zu erläutern. Auch erfreute der langjährige Kantor und Organist Herr Bannier durch treffliches Orgelspiel. Während sich vor dem Verlassen der Kirche noch eifrige Erörterungen an eine den heiligen Christophorus darstellende Wandmalerei knüpfteD, uni die sich die Sage gerankt hat, wurde nachher bei einem Rundgang um die Kirche den zahlreich vor­handenen Näpfchensteinen und deutlich erkennbaren, scharfen Rillen im Backstein-Gemäuer Aufmerksamkeit geschenkt, die kaum weniger sagen­haft sind und verschiedenartigster Deutung unterliegen. Die Rillen gelten z. B. als zurückgebliebene Spuren vom Wetzen der Schwerter und Lanzen beim Ausbruch eines Krieges, während den selten höher als 11,30 m gefundenen Näpfchensteinen u. A. die harmlose Deutung ge­geben wird, von Ministranten binterlassene Spuren vom Einsetzen des hölzernen Feuerbohrers aus einer Zeit zu sein, wo für das Anmachen von Licht zur Frühmesse im Winter es noch keine Zündhölzer und um die frühe Morgenstunde wahrscheinlich auch keine glühenden Kohlen in den Nachbarhäusern gab. Zum Schluß führte Professor Eckstein noch durch die Schweizer- und Bismarckstraße, um hier die Reste der mittel­alterlichen Stadtmauer aus Feldsteinen und Backsteinen sehr großen Formates zu zeigen. Am Danckelmann-Denkmal, an der König], Forst- Akademie vorüber, ging der Weg dann ins Freie, am Flüsschen Schwärze entlang zum Schützenhause, wo sich die Eberswalder mit den Berliner Gästen zum fröhlichen, von mancher Tischrede gewürzten Mahl vereinig­ten. Der Nachmittag gehörte ganz dem Besuche des wundervollen Waldes, dessen Mischung aus ernsten Kiefern und z. Z. in heiterer Buntheit prangenden Laubholzbäumen als ganz besonders reizvoll em­pfunden wurde. Hier machte Professor Eckstein noch Mitteilungen über merkwürdige Dünenbildungen im Walde und zeigte die Stelle, wo vor mehreren Jahren im Triebsand das Sklett eines Auerochsen auf­gefunden worden ist. Nach gemeinsam eingenommenem Kaffee in einer im dichten Forst gelegenen Erholungsstätte der Eberswalder wurde der Rückweg zum Bahnhof angetreten und hier von den Eberswalder Freunden herzlich Abschied genommen. August Foerster.