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9. (6. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
Dienstbare Geister nun huschen herum,
Zu versorgen und laben das Publikum.
Ja selbst das Eisen ist nicht mehr begehrt,
Man Gold und Silber nur heut verehrt.
Vindobonus-Eberswalde.
Die Rudolfs-Eiche.
Mitgeteilt von Kudolf Schmidt in der Sitzung des Vereins für Heimatkunde in Eberswalde am 0. Mai 1006. (Eberswalder Ztg. 6. 10. 1906.)
Wenn man die Treppe an der Moltkestraße hinaufsteigt und sich dann reqhts durch die prachtvoll erblühenden Anlagen nach dem auf der Anhöhe geschaffenen freien Rundplatz wendet, dort wo drei Ruhebänke zum Verweilen einladen, so steht inan unmittelbar an der Rudolfseiche. Der Fremde, der diesen anziehenden Punkt zum erstenmal betritt und seine Blicke über die sonnigen Dächer unserer lieben Stadt schweifen, über die grünen Wälder, welche sie umsäumen, gleiten läßt, ist entzückt über das Bild, das sich hier vor seinen Augen ausbreitet. Wer jemals die Schönheiten unserer heimatlichen Flur hat auf sich wirken lassen, wer nur einmal sich ganz dem Reiz einer solchen Verbindung von Natur und geschäftigem Mensclientleiß, verklärt durch den intimen Reiz märkischer Waldlandschaft, in sich eingesogeu hat, der wird mir recht geben und mich verstehen, wenn ich den Platz an der Rudolfseiche als ein Juwel in dem reichen Kranze unserer Berge bezeichne.
Diese Anhöhe hat schon vor Menschenalteru denselben Reiz auf unsere Naturfreunde ausgeübt, denn es sind jetzt mehr als hundert Jahre her, daß man diesen Punkt als einen Ruhe- und Rastplatz für Spaziergänger erkannt hat und hochhält.
Das Gelände an der Rudolfseiche bis hin zum Schanzenberg, dem jetzigen Platz am Schützenhause, führte seit undenklichen Zeiten die Bezeichnung „Die Lietze“. Der Name stammt aus dem Slavischen und bedeutet „kahl“; wir haben also eine kahle Anhöhe darunter zu verstehen. Der Boden hier oben bildet zum Teil metertief reinen Sand, ist aber immerhin noch so ergiebig, daß die märkische Kiefer gut auf ihm fortkommt. Die Bodenbeschaffenheit des weiteren Geländes, welches sich nach der Stadt zu abtlacht, ist nicht überall gleich. Die Lietze hat Ackerland, Wiese, Heide und nackten Sand, erzählt ßellennann in seiner Eberswalder Chronik aus dem Jahre 1825 und Magistratsakten aus dem Jahre 1735 berichten sogar von „gutgeptlegten Gärten in der Lietzenheide“.
Auf der Höhe des Abhangs, schreibt Bellermann, stehet eine große Eiche, welche ein Major, namens Rudolf Hartsch mit einer Bank um-