9. (0. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres
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gebe» ließ.' Ursprünglich nannte man diesen Punkt die Hartsch Bank oder Hartsch Eiche. So hieß die Stelle noch zu der Zeit, aus welcher zwei im „Museum für Heimatkunde“ befindliche Holzschnitte stammen, nämlich aus den 40 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wie aus den Trachten auf den Bildern hervorgeht. Eine weitere ziemlich genaue Bestimmung der Bilder ist möglich durch den Vermerk auf dem farbigen Blatt „Zu haben bei J. Kaplick in Neustadt-Eberswalde.“ Der Buchbinder Kaplick der seit 1844 die Erlaubnis erhalten hatte, mit „gebrauchten Büchern zu handeln“, wurde unterm 23. Juni 1846 als Buchhändler konzessioniert. Alter sind die beiden Bilder also nicht.
Auf den Bildern sieht man in ihrer vollen Schönheit die Hartsch- Eiche vor sich. Vor dem Baume steht eine primitive Bank, die sogen. „Hartsch-Bank“. Ein wogendes Kornfeld liegt im Vordergründe, während sich dahinter die Stadt ausdehnt, welche damals 4844 Einwohner zählte. Die einzelnen Baulichkeiten in der Stadt sind genau zu erkennen und der hinter den Pfarrhäusern sichtbare Teil der Stadtmauer steht ja in wenig veränderter Form noch heute. Auf dem farbigen Bilde schwenkt freilich der Finowkanal vor der Georgskapelle plötzlich in einem breiten Arm nach Norden ab, was wir dem Koloristen nicht gar so übel nehmen dürfen. Er hat die Angermüuder Chaussee, welche auch auf dem unkolorierten Blatt etwas unklar sich abzeichnet, für die Fortsetzung der Finow angesehen und sie danach als Wasser blau gemalt. Die Maria-Magdalenenkirche hat noch den alten erst 1875 umgebauten Turm, und die Oderbergerstraße sowie den alten Lichterfelder Weg zieren große starke Pappeln.
Der Volksmund hat den etwas ungelenken Namen Hartsch nicht beibehalten, sondern hat die Eiche später kurzweg Rudolfseiche genannt. Als solche war der prächtige alte Baum der Stolz jeden Einwohners und die „Badegäste und Einwohner pflegten die schöne Stelle fleißig zu besuchen.“ Als die erste Bank verfallen war, ließ die Stadt eine neue aufstellen und so übernahm der Magistrat das Erbteil des alten Majors. Soweit wäre alles gut gewesen, wenn nicht schon damals Vandalen ihre Hand im Spiele gehabt und sich an diesem durch die Überlieferung geheiligten Baum vergriffen hätten.
Es war am Sonnabend, den 23. Februar 1849, als am Abend plötzlich ein blutroter Schein von der Höhe herab ins Tal leuchtete. Böswillige Hände hatten an die alte Eiche Feuer angelegt und sie wurde ein Raub der Flammen. Sie brannte ab bis auf den Stumpf. Dankbare Zeitgenossen richteten ihr wie im Bilde auch im Liede noch ein Denkmal auf. Ein damals wohlbekannter Bürger, H. Ehlers, ließ seine Leier erklingen und seine prophetische Sehergabe sah in dem Untergang jenes herrlichen Baumes ein Gleichnis für das Erstehen eines ersehnten großen Vaterlandes, für das kommende einige Deutschland.