Heft 
(1907) 15
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11. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

Rückseite: Denkmal und Museumshanptfront. Unterschrift: Fride- rici ^III. Reg. Bor. Imp. Germ. Memoriae XVIII. Oct. MDCCCCIV. W. Haverkamp. 1905).

XI. Prof. Dr. Gustav Kraatz. Ein Beitrag zur Geschichte der systematischen Entomologie. Dem Gründer der Dentschen Entomologischen Gesellschaft, des Deutschen Entomologischen National- Museums und des Entomologischen Vereins in Berlin zum 50 jährigen Jubiläum und zur Feier des goldenen Doktor-Jubiläums gewidmet von der Deutschen Entomologischen Gesellschaft. Ich lege diese Festgabe mit besten Wünschen für das fernere Wohlergehen unseres besonders um die Kerftierkunde hoch verdienten Mitbürgers vor, der eine eigene entomologische Stiftung am Mark. Provinzial-Museum errichtet hat. Kraatz ist am 13. März 1831 Oberwasserstraße Nr. 11 geboren und eigentlich immer Berliner im engsten Sinne geblieben, obwohl seine Lieblingstier­welt sich gerade durch besonders weitläuftigen Wandertrieb auszeichnet. Die von Kraatzs ßerufsgenossen Dr. Walter Horn sorglichst zusammen­gestellte Festschrift vielseitigen Inhalts hat dauernden wissenschaftlichen Wert.

C. Naturkundliches.

XII. Otto Jaekel: Neue Wirbeltierfunde aus dem Devon von Wildungen. Der unter IX gedachte Professor Jaekel hat in dem vorliegenden Schriftchen (Sonderabdruck aus den Sitzungen der Ges. Naturforsch. Freunde Nr. 3. Jahrg. 1906) die merkwürdigen ältesten Fisch- und gleichzeitig Wirbeltierreste beschrieben, welche an den alten Fundstellen der Ense bei Wildungen ausgegraben sind, wo seit längerer Zeit auf den Halden der Kalksteinbrüche Placodermenreste gesammelt und zuerst von A. v. Koenen beschrieben worden sind. Es ist eine über­raschende und sonderbare Urtierwelt, welche sich hier zeigt: mindestens 12 Gattungen Placodermenfische mit etwa 50, auf verschiedene Fami­lien verteilten Arten. Die unverkennbare Tatsache, daß fast alle bei dem berühmten Kurort gefundenen Fischtypen durcheinander verbunden sind, beweist, daß die überraschende Mannigfaltigkeit der Formen dort entstanden ist. Dabei ist die individuelle Variation innerhalb der Arten so groß, daß trotz sorgfältiger Aufsammlung aller in Einem Schichstrei- fen gefundenen Formen immer nur wenige Individuen gleicher Art be­gegnen und auch diese den üblichen Normen spezifischer Konstanz nicht entsprechen.

Das Wunderbarste an dieser Fauna ist aber die Tatsache, daß diese außerordentlich mannigfaltigen Formen alle nebeneinander in einer einzigen Gesteinslage von 1020 cm Mächtigkeit liegen, demnach nur wenige Generationen enthalten. Jaekel nimmt an, daß hier die Entwick­lungszeit der Fauna auf eine so kurze Spanne zusammeugedrängt ge-