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11. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
In der Nähe soll non auch das von unserm hochgeschätzten Mit- gliede, Professor Max Unger-Berlin nach dem Entwarf unseres Kaisers angefertigte Schlachtdenkmal errichtet werden. Dazu ist die Herstellung einer breiten Freitreppe von zwanzig Stufen zu dem hochbelegenen Friedhof notwendig geworden. Wie ich erfahren, hatte der Künstler einen verwundeten Aar, der mit den Fängen die Fahne verteidigt, vorgeschlagen. Da nun die äußere Gestalt beider Denkmäler — Jena und Auerstedt — gleichartig werden sollte und bei Jena Sachsen mitkämpften, so hat man den Adler fallen lassen und seitens unsers Kaisers ein Denkmal, dessen Modell ich kürzlich besehen, in Form eines Kreuzes aus rötlichem schwedischen Granit gewählt, äusserlich für beide Schlachtfelder ganz gleich. Errichtet auf eben solchem Unterbau beträgt die Gesamthöhe nicht ganz zehn Meter. Am Kreuz lehnt rechts eine zerschossene Fahne mit gebrochenem Schaft, links liegt ein oben offener Eichenkranz, beides aus Bronze. Vorn steht: „Den in der Schlacht bei Auerstedt gefallenen Offizieren und Soldaten.“ Für den Kreuzes«(uerbalken bestimmte der Kaiser Th. Körners Mahnung: „Vergiß die treuen
Toten nicht.“
Bei der hohen Lage des Hassenhausener Friedhofs wird das Denkmal weithin sichtbar sein. Es wird aber auch eine ernste Mahnung an uns Deutsche bleiben, nicht bloß retrospektiv nach dem geflügelten Worte Bismarcks: „Ohne Jena und Auerstedt kein Sedan“, sonder hoffentlich noch weit mehr für alle unsere Zukunft.
Mit ruhmvollster Aufopferung haben hier Mannschaften und Offiziere gekämpft. Unfähig, aber tapfer war der Höchstkommandierende Herzog von Braunschweig, dem eine Tirailleurkugel über dem rechten Auge eindrang und das linke aus seiner Höhlung trieb. Graf Schmettau an der Spitze seines Korps verwundet, Blücher sowie der bald so berühmte Schill verwundet, Scharnhorst verwundet, desgleichen Prinz Wilhelm von Preußen. Den verwundeten Prinzen Heinrich und Wilhelm wurden die Pferde unter dem Leibe erschossen, genau so erging es dem Könige, dem der General von Zastrow sein Pferd abtritt, damit der Landesherr nicht in französische Gefangenschaft gerät.
Aber überall zuvor Sorglosigkeit, indem Kosen und der Saaleiiber- gang preisgegeben worden und während der Kämpfe eine kopflose Verzettelung der Kräfte ohne Zusammenfassen und ohne Ausnutzung der dem Feinde numerisch überlegenen Truppen.
So endete die Schlacht, bezüglich welcher der Feldmarschall von Boyen gesagt hat, daß es eine Kunst war, sie preußischerseits zu verlieren.
Ehe wir das Schlachtfeld verlassen, sei noch daran erinnert, daß man einige Jahre später, am 2. Mai 1813, wiederum preußischen und französischen Kanonendonner in Auerstedt von dem benachbarten