Heft 
(1907) 15
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11. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 345

dieselben Zimmer inue habe, welche Prof. J. G. L. Kosegarten, der Sohn des bekannten Dichters Ludwig Theobul Kosegarten nach seiner Über­siedelung in Greifswald bewohnte; eine Erinnerungstafel an der Haupt­front macht auf die Wohnzeit J. G. L. Kosegartens daselbst auf­merksam. (Vergl. das Weitere unterJena.)

II. Jena.

Die seit kurzem im Städtischen Museum zu Jena eröfl'nete Hundert­jahr-Ausstellung, zu welcher Herr Professor Dr. Paul Weber einen vor­trefflichen erläuternden Katalog geschrieben, ist reich an Erinnerungen an die Schreckenstage Jenas im Oktober. Ein großes Relief des Schlacht­feldes von 1807 orientiert über letzteres ausgezeichnet. Unter den Bildern ist besonders anziehend ein Kupferstich nach dem großen Schlachtgemälde von Horace Vernet in der geschichtlichen Galerie zu Versailles. Der Sieg scheint sich gerade wie bei Auerstedt zunächst den Preußen zuzuwenden. Napoleon eilt herbei, um weichende Truppen wieder zu sammeln, wobei ihm einige ungeduldige Gardisten zuriefen:En avant, en avant! Napoleon dreht sich unwillig um mit dem berühmt gewor­denen Wort:Was soll das? Nur ein junger, unbärtiger Mensch kann beurteilen wollen, was ich zu tun habe. Er warte, bis er wie ich dreißig rangierte Schlachten gewonnen hat!

Sonderbar sind die teils auf dem Schlachtfelde gesammelten, teils Gefangenen abgenommenen preußischen Schußwaffen, die durch ihre Schwere und Ungefügigkeit auffallend, und zwar recht unvorteilhaft, von den französischen Gewehren ab weichen. Man soll den Feind nicht verachten, sondern von ihm lernen. Das hat kein Geringerer getan als Nikolaus Dreyse aus Sömmerda, welcher als wandernder Schlosser­geselle das Schlachtfeld von Jena am 15. Oktober 1806 durchwanderte und dem der Unterschied zwischen den französischen und deutschen Schießwaffen hier den ersten Gedanken an eine durchgreifende Ver­besserung der letzteren eingeflößt haben soll. Sonach wäre die Geburts­stätte des Hinterladers und des Ziindnadelgewehres, welches die moderne Kriegführung umgestaltet und Preußen von Sieg zu Sieg geführt hat, in seinem ersten Keime auf dem Felde der Niederlage des Preußenheeres zu suchen.

Jena selbst hatte vor der Schlacht und auch noch nachher von Franzosen, der Tradition nach besonders von Marodeuren, der soge­nannten Löffelgarde, schwer zu leiden. Die Häuser, welche auf dem Eichplatz mit der 1816 gepflanzten Eiche und dem Burschenschaftsdenkmal standen, wurden von den Franzosen niedergebrannt, mehrere Einwohner getötet, viele mißhandelt.

Die Stadtverwaltung nahm sich aber, nachdem ein Allianz-Verhält­nis mit Frankreich hergestellt war, einer Entschädigungsforderung der-