11. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres
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lebhafter, und im Freiheitskriege sehen wir auch sie scharenweise unter die deutschen Fahnen ziehen.
Eine Abbildung mit der Jubelfeier vom 18. Oktober 1863 zeigt uns auf einer Photographie damals noch 19 Mitkämpfer von 1813 — 1815 vereinigt.
Der nach heutigen Begriffen etwas wüste teutonische Ton der Jenaer Musensöhne hat sich allerdings noch Jahre hindurch bis zum Jahre 1820 erhalten. Ich habe aus jener Zeit noch viele Jahre zwei sogenannte Ziegenhainer verwahrt, das waren keulenartige Stöcke aus jungen Eichen, unten dicker als oben, am schlichten Handgriff durchbohrt, tun einen ledernen Riemen hindurchzulassen. Das waren die Renoinmier-Knüppel der damaligen Jenaer Studenten; auch jetzt gibt es noch in Jena „Ziegenhainer“, es sind das aber ganz zivilisiert aussehende, wenn auch derbere Stöcke aus Kornelkirschenholz.
Vor ganz kurzem hat das Greifswalder Tageblatt mehrere Briefe des Professors der orientalischen Sprachen J. G. L. Kosegarten, scherzhaft nach den Anfangsbuchstaben Jgl Kosegarten genannt, veröffentlicht, die er von Jena an seine neuvorpommersche Verwandtschaft richtete. Darin heißt es unterm 26. Januar 1817 von Jena: „Studenteuspektakel erleben wir hier oft, besonders halten sie es hier mit dem Anzünden großer Feuer in der Nacht. Kurz vor Weihnachten feierten sie Blüchers Geburtstag, illuminierten erst und hielten eine Rede auf dem Markt, und zündeten daselbst darnach ein großes Feuer an, welches die ganze Nacht durch brannte und dessen Flammen hoch über die Häuser wegschlugen. Dazu schleppten sie alles zusammen, was sie habhaft werden konnten: Fensterläden, Weinfässer, Beckerschilder, Haustüren, und bei einem meiner Kollegen räumten sie dessen Auditorium aus und verbrannten Tische und Bänke. Um das Feuer tanzten sie herum und sangen: Ein freyes Leben führen wir. In der Neujahrsnacht ward wieder so ein Feuer angeschürt, obgleich von dem vorigen her schon eine Menge auf dem Karzer saß, und dabei unaufhörlich mit Pistolen und Flinten aus den Fenstern geschossen; auf dem Markte küßten sie sich so wacker, daß ich es auf meinem Zimmer hören konnte. Einem Professor, welcher nicht sehr beliebt ist, warfen sie seine sämtlichen Fenster an allen Seiten des Hauses mit faustgroßen Steinen ein und wiederholten nach einigen Tagen das Experiment, als die Fenster wiederhergestellt wurden.“
Am 18. Juni 1818 feierten die Studenten die Erinnerung an die Schlacht bei Belle-Alliance, der geschlagene Teil zog sich nach Jena zurück, die Sieger folgten und nun ging wieder eine fürchterliche Schießerei in der Stadt vor sich.
Dergleichen hätte der Studentenschaft Jenas nicht allzuviel geschadet, wenn nicht die leidige Politik sich hineingemischt. Ich erinnere