11. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 353

Beisetzung Karls des Großen als etwas Sensationelles hervor. Im Ernst ist die „sitzende Bestattung“ der christlichen Aera keineswegs so ganz fremd. Noch heute werden die maronitischen Bischöfe des Libanons sitzend, in eine Nische eingemauert, bestattet. Auch die Reliquienge­schichte kennt den Gebrauch einer sitzenden Anordnung — also einer regelrechten „Beisetzung“: ich erinnere nur an St. Catharina von Bo­logna und an die hockende Stellung, welche die Gebeine der ältesten Bischöfe von Augsburg in einem Reliquienaltar des. Domes daselbst ein- nehmeu. Inwieweit die auf Karls des Großen „erste“ Bestattung bezüg­liche Legende Sage oder Geschichte sei, dies festzustellen dürfte auch heute noch schließlich kein Ding der Unmöglichkeit sein.

Man darf einer weiteren kritischen Erörterung dieser Frage, vor allem aber mit Spannung dem Prachtwerk entgegensehen, welches über diese kostbaren Überbleibsel längst verrauschter, mittelalterlicher Zeiten veröffentlicht werden wird.

XX1I1. Der Verwaltungsbericht über das Märkische Pro­vinzialmuseum für das Etatsjahr 1905, welcher etwas mager aus­gefallen ist entsprechend den unbefriedigenden Verhältnissen, wird aus­gelegt. Exemplare sind durch Herrn Kustos Rudolf Buchholz erhältlich.

XXIV. Touristenklub für die Mark Brandenburg. 22. Jahresbericht 1905. Der uns befreundete, höchst nützliche Verein bietet darin, wie Sie ersehen, einen höchst lehrreichen Aufsatz von E. Schwarz über Frankfurt a. 0. mit schönen Abbildungen. Wir er­innern uns gern dabei an den herrlichen Ausflug, den die Brandenburg« vor einigen Jahren dorthin unternahm. Vergl. auch XXIX.

XXV. Flugblätter und neue schöne Lieder aus dem Ver­lag von Hermannn Reiche in Schwiebus. Es sind Nr. 24. Eine grausame Stiefmutter oder Gott ist gerecht. — Nr. 139. Zu spät! oder: eine unglückliche Mutter. — Nr. 321. Das erwachte Gewissen bei dem Gebet des Herrn oder: Schreckliches Ende einer Kindesmörderin — Nr. 541. Die neue Heimat, schreckliche Erlebnisse in Sibirien oder: Bleibe im Lande und nähre dich redlich. — Nr. 717. Der Fünffache Giftmord und die Erschießung des Schlossers Pfaff zu Blasewitz im Oktober v. Js. (Bei Nr. 717 heißt es: Verlag von Emil Koch in Stargard i. P. und Druck von Hermann Reiche). Nr. 736. Das Liebesverhältnis oder: Trauriges Ende zweier Liebenden im Berner Oberlande.

Herr Karl Wilcke, u. M., schreibt mir dazu am 6. d. M. „Vom letzten Oderberger Michaelismarkt sende ich Ihnen ganz ergebenst G schöne, neue Lieder, welche auf große Leinwandflächen „farbenprächtig“ abgeschildert waren und mit LeierkastenbegleituDg unter allgemeiner Be­teiligung nach ganz alten Melodien abgesungen wurden. Es war graus­lich schön mit durchzumachen! So geschehen mitten auf dem Marktplatz

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