Heft 
(1907) 15
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11. (4. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

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Herr 0. Monke, Herr Mielke, Herr Dr. G. Albrecht, Frau Tiemann und andere Anwesende können aus ihrer neuesten Erfahrung über ganz Gleiches berichten, auch aus anderen Stadtgegenden und von anderen Wahrsagerinnen; mitunter wird außer ausBlei und Ei auch aus Kaffeegrund gewahrsagt.

E. Bildliches.

XXVII. U. M. Herr Banquier Eugen Preuss teilt 2 Photo­graphien, Äußeres und Hoffront seines Hauses Klosterstraße 87 mit, ehemals Absteigequartier der Bischöfe von Lebus, eins der wenigen noch vorhandenen Patrizierhäuser des alten Berlins. Ich gehe auf die Bau­geschichte zur Zeit nicht ein, weil wir das Haus mit gütiger Erlaubnis des Besitzers im Dezember im Anschluß an die Besichtigung der neuen Handelshochschule besuchen werden.

XXVIII. Der Berliner Kalender 1907 herausgegeben vom Ver­ein für die Geschichte Berlins, Redakteur u. M. Prof. Dr. Georg Voss, Illustrator Herr Georg Barlösius, empfiehlt sich wieder durch seinen prächtigen Bilderschmuck Ihnen Allen als ein kleines, aber allemal will­kommenes, höchst ansprechendes Weihnachtspräsent. Wie gemütlich sieht nicht der Droschkenkutscherder letzte zweeter Jüte links die Peitsche, rechts diekleine Weiße haltend, aus. Auch der Text ist wieder hervorragend R. Borrmann: DieAlte Post, Beringuier: Die Französische Friedrichsstadt-Kirche. Paul Seidel: Das goldene Service Friedrichs des Großen, von dem fast nur noch ein Teller vor­handen ist. Das Service stammte teils aus der oranischen Erbschaft, teils hatte der prachtliebende König Friedrich I. es anfertigen lassen. Friedrich der Große ließ die ganze Sammlung im Jahre 1741 ein- schmelzen und daraus ein massiv goldenes Service hersteilen. Als Macherlohn erhielt Hofgoldschmied Lieberkühn 17,000 Taler. Die Ge­samtkosten betrugen 12G 000 Taler. Dieses goldene Paradeservice bestand aus 8 Dutzend Tellern und je 6 Dutzend Messern, Gabeln und Löffeln. Dazu kamen 6 große Schüsseln mit Griffen, 8 Mittelschüsseln, 24 Assietten usw. Aber ebenso wie für die silbernen Möbel, deren Aus- münzung IV 2 Millionen Taler brachte, schlug für das goldene Parade- Service die Stunde der Vernichtung, als die Truppen Napoleons Preußen besetzt hielten und die Kriegskontribution bezahlt werden mußte. König Friedrich Wilhelm III. ging seinen Untertanen mit gutem Beispiel vor­an und brachte der Not des Vaterlandes außer manchen anderen teuren Erinnerungen an den Reichtum seines Hauses das goldene Service zum Opfer. Der Gesamterlös daraus betrug 229 000 Taler. Von dem ganzen kostbaren Geschirr ist, wie schon gesagt, nichts übrig geblieben als ein goldner Teller und einige Griffe der großen Schüsseln. Den Teller hatte der Buchhalter Sasse aus Hamburg, wo das Gold verkauft wurde,

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