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12. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
Domänen und Forsten, für Handel und Gewerbe, des Innern und der öffentlichen Arbeiten je ein Kommissar abgeordnet wird. Sofern im Einzelfall andere Preußische Ressorts als die genannten oder Reichsressorts in Frage kommen, bleibt Vorbehalten, die betreffenden Ministerien oder Reichsämter um Entsendung eines Kommissars zu den Sitzungen des Kuratoriums zu ersuchen.
Berlin, den 22. Oktober 1906.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegeuheiten.
U. I. K. Xr. 28 852. I.
Iro Aufträge:
gez. Schmidt.
Persönliches.
VII. Unser Mitglied, Herr Stadtbaurat Ludwig Hoffmann, der geniale Erbauer des von uns besuchten Rudolf Virchow-Krankenhauses, hat den Charakter als Königlicher Geheimer Baurat und als Dr. ing. honoris causa von der technischen Hochschule in Darmstadt erhalten. Wir gratulieren verbindlichst.
VIII. Unter unseren Gästen begrüßen wir heut mit Freude und Anerkennung den Sohn unsers Ausschußmitgliedes Museums-Kustos Rudolf Buchholz, Herrn Hauptmann Buchholz, welchen wir früher öfters als Gast in der Brandenburgia gesehen und der gesund und ungefährdet, geschmückt durch den Roten Adlerorden mit Schwertern, aus dem gefährlichen Feldzuge in Deutscli-Südwestafrika heimgekehrt ist.
IX. Heinrich Seidel f. Von den „drei Getreuen“ Julius Stinde, Johannes Trojan und Heinrich Seidel, die alle drei, obgleich Nichtberliner und Nichtmärker, Berliner Art und Märkische Natur so schön geschildert, lebt nur noch der Westpreuße Trojan. Kürzlich beklagten wir den Heimgang des Holsteiners und nun ist auch der Mecklenburger aus Perlin, der Schöpfer des Leberecht Hühnchen, uns zu unserm lebhaften Schmerz entrissen worden. In seinen autographischen Skizzen „Von Perlin nach Berlin“ hat er seinen eigenen Werdegang vom Techniker zum Dichter, vom Einsiedler zum Weltweisen anmutend geschildert. In einem der zahlreichen Nachrufe, die Heinrich Seidel gewidmet sind, heißt es in der Schlußbetracbtung. Es ist Sonne in Seidel, Gesundheit und Schlichtheit. Der Poesie des Alltagslebens sind wenige so eifrig nachgegangen, wie er. So fiel denn auch sein Sonnenblick auf eine scheinbar poesielose Stätte, die Höfe der Berliner Mietskasernen. Sein herzfrisches Gedicht „Die Musik der armen Leute“ könnte „die Poesie des Leierkastens“ heißen.