Heft 
(1907) 15
Seite
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374 12. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

dein Werke ruht, hatten die Besucher leider nicht Gelegenheit, den Ar­beitsgang, wie er hier geübt wird, kennen zu lernen. Dieser ist beson­ders deshalb von großem Interesse, weil die Herstellung der Kacheln ausschließlich mit Hilfe von Kachelpressen erfolgt.

Als Rohstoffe für die Kachelerzeugung dient der Ton aus der Yel- tener Gemeindegrube, sowie zwei Tonsorten aus eigener Grube, ein eisenreicherer und kalkarmerer rötlich brauner Ton und ein kalkreicherer und eisenärmerer gelbgrauer Ton. Dies sind alles Alluvial-Ablagerungen. Diese 3 Tone werden zusammen mit Rügener Kreide ^ur Kachelmasse aufgeschlämmt. Die Schlämme läuft in 15 geräumige Gruben, deren Boden mit weichem steinfreien Sande beschüttet wird. Außerdem stehen dem Werke noch eine elektrisch betriebene Schlämmerei mit 8 großen Schlämmgruben am Tonberge zur Verfügung. Nachdem sicli die Masse in den Schlämmgruben abgesetzt hat, läßt man das überstehende Wasser ablaufen und reißt die Oberfläche des Massebreies in zwei sich kreuzenden Richtungen ein. Nachdem die so entstandenen Kuchen so fest geworden sind, daß sie aus der Grube herausgenommen werden können, wird der an ihrer Unterseite anhaftende Sand sauber abgeschabt. Die Kuchen kommen zum Teil unmittelbar in die Verarbeitungsräume, zum Teil werden sie im Massekeller für die Winterarbeit aufbewahrt. Ein eigentliches Mauken ist nicht erforderlich. Zur weiteren Aufbe­arbeitung der Kachelmasse dienen zwei stehende Tonschneider, durch welche die Masse zweimal geschickt wird. Von hier aus kommt sie mit Hilfe von Fahrstühlen in die Formerei. Diese ist im zweiten Stock­werke rings um den Trockenraum angeordnet und erhellt von allen Seiten Licht und Luft. Hier stehen die 4 Kachelpressen, von welchen zwei Plattenzeug herstellen und je eine zur Erzeugung von Eckkacheln und zur Aufbringung von Verzierungen aller Art einschließlich Gitter­werk dient. Die eine Plattenpresse und die Eckkachelpresse stammen aus der Maschinenfabrik von Pergande in Perleberg, die anderen beiden Pressen sind von Drescher in Wittstock gebaut, alle vier arbeiten in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Die Kacheln kommen formgerecht aus der Presse, reißen beim Trocknen nicht und neigen auch nicht mehr zu Verwerfungen, als die handgeformten Kacheln. Dagegen arbeiten sie um mehr als 100 v. H. billiger als bei Handbetrieb, stellen bedeutend mehr Kacheln her, als es unter Aufwendung des gleichen Raumes bei Handarbeit möglich wäre, und bedeuten somit nicht nur eine große Geldersparnis, sondern auch einen ganz bedeutenden Raumgewinn. Die frisch geformten Kacheln werden auf leichte Lattengerüste abgelegt, die auf die hoch angebrachten Trockengestelle gelegt werden. Hier steifen die Kacheln soweit an, daß das sogen.Beschicken erfolgen kann; darunter versteht man die Entfernungen aller Grate und das Glätten der Kanten mit Hilfe geeigneter Werkzeuge. Die beschickte