12. (5. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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Kachel ist schon so fest, daß sie auf Stapel gelegt werden kann, von diesen wird sie in den Trockenraum gebracht.
Soll die Kachel erhabene Verzierungen erhalten,, so wird sie frisch wie sie von der Presse kommt, auf die bereits erwähnte Nachpresse gebracht. Diese ist eine Kniehebelpresse und gestattet das Einsetzen verschiedener Matrizen. Die nachgepreßte Kachel, die auch gitterartig durchbrochen sein kann, wird angesteift und beschickt, wie die glatten Kacheln. Die Eckkachelpressen von Pergande arbeiten genau so sicher wie die Presse für das Plattenzeug. Die Form ist zweiteilig, das Ablegen erfolgt ebenfalls auf Lattengestelle, die Entfernung der einen Hälfte der Innenfonn nach dem Ablegen.
Die beschickte Kachel kommt nach dem Trockenraum. Dieser liegt über den Brennöfen und wird außer durch die strahlende Wärme derselben noch durch die Abhitze der kühlenden Öfen erwärmt. Zu diesem Zwecke sind die Schornsteine der Öfen durch die Trockenräume geführt. Sie besitzen über dem Fußboden des Trockenraumes eine absperr bare Öffnung und darüber einen wagerechten Schieber; wird letzterer geschlossen, erstere aber geöffnet, so strömt die Abwärme in den Trockenraum; da der Brennbetrieb so geleitet wird, daß stets ein Ofen besetzt, der andere entleert und der dritte befeuert wird, aber sechs Brennöfen im ganzen vorhanden sind, strömt ohne Unterbrechung die Abwärme von zwei Öfen in den Trockenraura, so daß der Wärmezustand ein stetig gleichbleibender ist. Während das Plattenzeug an Stifte zum Trocknen angehängt wird, werden die Eckkacheln auf die Schmalseite gestellt und zwar so, daß die großen Bildflächen einander zugekehrt sind, aber genügend Raum zum Durchstreichen der Luft lassen, die, da das Eckzeug auf Latten steht, von allen Seiten Zutritt hat.
Über der Kachelformerei und dem Trockenraum befindet sich die Werkstätte für die Herstellung des Simszeuges. Dieser Raum ist ebenfalls sehr hell und luftig und nur durch die Schornsteine der Brennöfen unterbrochen. Die Herstellung der Simsstücke erfolgt in der Weise, daß die Massekuchen auf hölzernen Tischen tüchtig durchgeknetet werden, was der Töpfer „Zusammenwirken“ nennt; dann werden sie zu einem Stössel geformt und dieser in derselben Weise zu Blättern geschnitten, wie es früher bei der Herstellung des Kachelblattes allgemein üblich war. Die Blätter werden auf dem Boden der Werkstätte unter Nutzbarmachung der aus der unter dieser gelegenen Trockenstube aufsteigenden Wärme angesteift. Das Formen der Simsstücke geschieht mit Hilfe von Gipsformen, welche von einer besonderen Werkstätte in Velten nach Modellen, die von namhaften Architekten entworfen sind, geliefert werden. Zunächst werden die vertieft liegenden Verzierungen ausgeformt und dann die über die gesamte Fläche liegende dünne Tonschicht mit einer überall gleich starken Tonfläche „belegt“. Dann werden auf der