Heft 
(1907) 15
Seite
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2. (5. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

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Rückseite die Stege angesetzt und mit Ton Wülsten an dem Blatte be­festigt, wobei ein besonderes Verhältnis der Steifigkeit der Blattstege zum Formton berücksichtigt werden muß, wodurch beim Trocknen ein zu großes Verziehen der Stücke vermieden wird. Sind alle Teile gut mit einander verbunden, so werden in den kastenartigen Hohlraam des Simsstückes senkrechte Stützen aus Kachelmasse eingesetzt, welche das Blatt während des Ansteifens stützen sollen. Dann werden die Ver­bindungsstellen mit einem leichten Schwamm glatt gestrichen, ein Latten­gerüst auf das Stück gelegt und dieses so umgedreht, daß die Gipsform nach oben zu liegen kommt. Diese wird abgehoben und das Simsstück zum Ansteifen in die Gestelle gelegt. Dabei benutzt man die Vorsicht, bei besonders großen Stücken die Ränder mit Tüchern zu umwickeln, damit zuerst die inneren Teile und dann erst die Ränder ansteifen. Sind die Simsstücke steif genug, so erfolgt wieder das Beschicken und das Trocknen. Letzteres erfolgt zum Teil in Lattengerüsten, zum Teil auf dem sogen. Herde, einem Fußbodenteil unmittelbar über der Trockenstube.

Das oberste Stockwerk des Werksgebäudes nimmt das Lager für die Gipsformen ein; es ist äußerst reichhaltig, stellt aber leider einen, großen Schwankungen unterworfenen Geldwert dar, indem die Mode sehr häufig Änderungen in der äußeren Gestaltung der Kachelöfen er­heischt.

An das Trocknen des Kachel- und Simszeuges schließt sich das Brennen an. Dieses zerfällt in den Verschrühbrand und den Glattbrand, beide erfolgen gemeinsam in demselben Ofen, was dadurch ermöglicht wird, daß beim Einsetzen das Schrühzeug auf die Sohle, an die Wände und unter das Gewölbe gesetzt wird, während das Glattzeug, d. h. die glasierte Ware, den Kern des Einsatzes bildet. Den glasierten Flächen gibt man womöglich immer denselben Abstand, damit die Farbe mög­lichst gleichmäßig ausfällt. Die Kachel stehen aufrecht auf Dachziegel­bruchstücken, die oberen Ränder zweier benachbarter Kacheln werden durch in weichem Zustande aufgedrückte kleine Tonstücke fest­gehalten.

Die Öfen, deren 6 vorhanden sind, sind 2,37 m hoch, (3,20 m lang bei 2,40 m breiten Kanälen. Das an einem Ende erzeugte Holzfeuer zieht zunächst unter der Ofensohle entlang, steigt am Ende des Ofens in diesen, durchstreicht den Einsatz, tritt am anderen Ende durch das Gewölbe in einen breiten Kanal über dem Ofengewölbe bis wieder zum anderen Ende und gelangt hier endlich in den Schornstein. Es findet also Erhitzung des Einsatzes selbst von der Sohle aus statt, dann un­mittelbar und hierauf nochmals von oben her durch das Gewölbe. Zur Feuerung wird ausschließlich Holz verwendet, da man zur Erzie­lung einer reinen weißen Fläche eine sauerstoffhaltige Flamme gebraucht.