Heft 
(1907) 15
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1 ' 2 . (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

fläche verteilt werden soll. Die Glasur wird überraschend schnell von der Kachel angenommen, so daß man die übergossene Kacheln mit den glasierten Flächen überall aufeinander legen kann, ohne daß diese an­einander haften. Zunächst wird die überschüssige Glasur von den Rändern entfernt und dann die Oberfläche des Blattes mit einer soge­nannten Abziehschiene, d. li. einem gradlinigen Stahllineal geglättet. Jetzt ist die Kachel fertig, um dem Ofen zum Glattbrande übergeben werden zu können. Da beim Angießen die Glasur sich immer an dem während dieses Vorganges nach unten gekehrten Rand des Blattes an­sammelt, wird die Kachel nun so in den Ofen eingesetzt, daß der beim Angießen unten befindliche Rest nunmehr nach oben gerichtet ist. Da­durch wird wieder eine gleichmäßige Verteilung der in Fluß geratenen Glasur bewirkt.

Nach Vollendung des Einsatzes wird die Zugangstür des Ofens vermauert und mit dem Brande begonnen. Dieser erfolgt mit Holzfeuer und dauert 28 bis 30 Stunden. Den Garbrand erkennt man an Probe­kacheln, auf welche kleine Kegel, aus der Glasurmasse bestehend, auf­gesetzt sind. Diese zerlaufen und wenn die abfließende Zunge eine ge­wisse Länge erreicht hat, weiß mau, daß die zum Aufbrennen der Gla­sur nötige Hitze erreicht ist. Soll die Kachel bemalt werden, so erfolgt dies auf die eingebrannte Glasur. Die Bemalung wird dann noch ein­mal eingebrannt, oder richtiger gesagt, iu einem von allen Seiten ge­schlossenen Muffelofen eingeglüht. Die fertige Kachel wird sortiert und zwar so, daß nur die ganz tadellosen Stücke für die sichtbare Seite eines Ofens Verwendung finden, was einigermaßen fehlerhaft ist, kommt nach hinten.

Zum Betrieb des Werkes steht eine 25 pferdige Dampfmaschine zur Verfügung, und außerdem bezieht das Werk elektrische Kraft von dem im Orte errichteten Elektrizitätswerk. Außer der Äschereinrichtung wird noch eine Säge zum Zerschneiden des Brennholzes elektromotorisch angetrieben.

Den Schluß machte ein Besuch des reichhaltigen Musterlagers, in dem die Mitglieder der Pflegschaft durch Überreichung kleiner Aschen­behälter erfreut wurden.

Hierauf wurde unter Führung des Herrn Rektor Thürliug die Knabenschule besucht, auf deren Boden Herr Kantor Guericke das ke­ramische Museum von Velten vorführte. Wir sehen hier recht inter­essante Sachen, darunter auch das Modell einer Kachelpresse. Alte farbige Töpfe mit Inschriften zeigten, daß man sich schon früher in Velten bemüht hat, auch etwas anderes als weiße Kacheln herzustellen, und es ist unzweifelhaft ein Zeichen des Fortschrittes, daß neuerdings wieder von einzelnen Fabriken Versuche augestellt werden, nicht nur weiße, sondern auch farbige Kacheln anzufertigen. Man kann nicht ver-