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12. (5. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
liehen Lynar’schen Altarleuchtern ein bleibendes Ehrendenkmal für den Kurbrandenburgischen Kriegsbaumeister und Schloßhauptmann von Spandau. Die Lynarstraße neben der Luther-Kirche bewahrt seinen Namen: Es ist — sprachlich — „die Straße der Flachsblüten (lina,
linari), die dem italienischen Grafengeschlecht ursprünglich seinen Namen gaben und als solche in dem Wappenschilde — auf dem Altarbild deutlich sichtbar — wiederkehren: je eine aufgerichtete blaue Schlange in goldenem Felde, oben rechts und unten links, trägt drei Blumen, Leim- blüten, im offenen Maule. — Nach dem Vortrag stiegen hunderte in das Lynarsche Grabgewölbe unter dem Altar hinab. Die sterblichen Reste des Grafen, seiner ersten und zweiten Gemahlin (Margarete v. Thermo), seiner beiden Söhne, sowie seiner jüngsten Tochter Anna Sabina (gestorben 1625) sind dort beigesetzt. Herr Küster Perwitz hatte in weiser Fürsorge die Grabkammer mit einer besondern elektrischen Leitung versehen. —
XXIII. Herr Justiz- und Stadtrat August Riirkner, unser verehrtes Rixdorfer Mitglied, hat uns ein von ihm verfaßtes Poem eingesendet: „Nach dem A.(lten) 1L (er re n) Abend. Akademisches Lustspiel in 3 Bildern zum 55. Stiftungsfest des Corps Vandalia zu Berlin. Dies humoristische Festspiel ist mit vielem Erfolg aufgeführt worden und verdient trotz der engen Gelegenheitsbeziehung auch in weiteren studentischen und nichtstudentischen Kreisen bekannt zu werden.
XXIV. Professor Dr.Pniower legte aus den Schätzen des Märkischen Museums zwei Autographen vor, die das Institut der Liebenswürdigkeit des Herrn Professors Siegfried Ochs verdankt. Das eine war ein Brief des Malers und Kupferstechers Daniel Chodowiecki. Er ist an den Kunstschriftsteller und Erzähler Wilhelm Gottlieb Becker (1753—1813) gerichtet, der in Dresden lebte und für dessen Almanache und Taschenbücher unser Künstler eine Anzahl Illustrationen schuf. Das Schreiben füllt einen Bogen des für Briefe gebräuchlichen Formats fast vollständig. Ein kleiner Rand der vierten Seite, der unbeschrieben blieb, ist mit einem „Einfall“ gefüllt, neun mit der Feder gezeichneten, ziemlich karikaturmäßig ausgeführten Männer- und Frauenköpfen. Datiert ist der Brief vom 21. Oktober 1733. Chodowiecki war damals über 73 Jahre alt. Der Inhalt des Schreibens läßt denn auch einen verdrießlichen, über die Folgen des hohen Alters und Gedächtnisschwäche klagenden Herrn erkennen. „Es geht mir“, heißt es an einer Stelle, „wahrlich nicht besser als Ihnen, mein Gewicht nimmt sehr ab, ich komme aus der Mode, und meine Ausgaben nehmen zu, dieses Jahr hatt mir viel gekostet. . . Ich bin alt und habe jetzt drey Löcher in meinen Beinen mehr als im Frühjahr. Es ist sehr lang, daß kein Gemählde und keine Kupferstiche mehr kaufe, habe auch 5 Kinder und 12 Enkel.“ Sonst handelt der Brief hauptsächlich von geschäftlichen Dingen: von der