MfM) 12. (5. ordentliche; Versammlung des XV. Vereinsjahres.
deutschen Gescliichts- und Altertumsvereine — der langgehegte Plan veröffentlicht und auf mich hingewiesen, die bereit wäre, der Frage näherzutreten: es möchten sich nun recht viele für die Sache interessieren und mir Nachrichten, Zeichnungen und vielleicht auch Gebäck einsenden. Von den „recht vielen“, denen man sich durch Fragebogen näherte, schwiegen die allermeisten. Einige sandten einen bescheidenen Vermerk ein: es gäbe bei ihnen nichts besonderes. Einige versprachen Backwaren; doch nur wenige hielten Wort. Von diesem fast dunkeln Hintergründe hoben sich daher um so glänzender ab Herr Ewald Küster (Bankbeamter und Volkskundeforscher in Breslau) und Herr Hermann Weisstein (jetzt Kgl. Kreisbauinspektor in Brieg). Der erstgenannte schrieb eine lange, wertvolle Abhandlung über schlesisches Gebäck, seine altererbte Bedeutung und seine lokalen Abweichungen. Und Herr Weis- stein sandte in langer Folge interessante Nachrichten und eigenartige Gebäcke. Ich selber wollte nicht Zurückbleiben und schrieb daher eine Abhandlung über ostpreußisches Gebäck, sowie später Beiträge für Zeitschriften usw., auch hielt ich — unter Vorführung von Abbildungen — einen Vortrag im Verein für Volkskunde hier. Damit sah ich die Angelegenheit für abgeschlossen au, soweit es mich betraf. Wenn ich mich nun heute dennoch zum Wort gemeldet habe, so geschah es in der Au- nalnne, daß in der immer mehr sich ausweitenden Braudenburgia einige ehrgeizige Seelen sein möchten, die zu größeren Ergebnissen Lust und Mut hätten. Unser Herr Vorsitzender wird allen Mitteilungen gern Gehör schenken und die verwertbaren den sogenannten Sammelkästeu des Märkischen Museums überweisen. Was später sich daraus gestalten mag, kann nicht meine Sorge sein; dagegen möchte ich nicht unterlassen, hier einige alltägliche Dinge in das verklärende Licht der Kulturgeschichte zu rücken.
Was du ererbt von deinen Vätern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen!
Doch dürfen Sie nicht glauben, geehrte Anwesende, daß ich zu lange beim Backofen weilen werde.
Ehe ich der ältesten Formen des Gebäcks gedenke, muß ich darau erinnern, das der Vorläufer des Brotes der Brei war. Es gehört keine große Einbildungskraft dazu, das anzunehmen. Daß dem Brei die Ehre des höheren Alters zuzusprecbeu ist, wird allein schon dadurch bewiesen, daß er noch lange Totenopfer und Gedächtnisspeise blieb, als schon Backöfen vorhanden gewesen sein müssen. Und wie man einst nichts besseres an seine Stelle setzen konnte, ein Fest zu verschönen, so ist er noch heute bei uus (die wir eine ungeheure Auswahl von Gekochtem und Gebackenem zur Verfügung haben) die Hauptspeise verschiedener Festabende.