12. (5. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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„Damit die Ernte gut ausfällt, geloben die Leute, diesen oder jenen armen Leuten ein Brot von dem neuen Gebäck zu geben.“ (Fr. Krönig, Sitten und Gebräuche aus der Grafschaft Hohnstein. (Aus der Heimat 1800, No. 50.)
Beim Einschieben des Brotes in den Ofen wird hier und da ein Spruch gesagt; z. B. „Dat Brodke is ein Äve (Ofen), de leewe Gottke huckt bäve“ (kauert oben); Ostpreußen, Samland.
In Hessen wurden vor etwa dreißig Jahren (an der Werra) in der (städtischen?) Hausbäckerei Roggenbrote hergestellt; bevor der Sauerteig hinzukam, nahm man ein Stück Teig heraus, um ein ungesäuertes Brot zu backen; „Tätscher“ oder „Dätscher“ genannt.
Fastengebäck. In Ilmenau laufen die Knaben während der ganzen Jahreszeit mit Glöckchen umher und klingeln Fastenbretzeln aus.
„Eschen und Flamkuchen gehört für die Profeten und hungrige Kriegsleut.“ (E. v. Kudriaffsky, die historische Küche; nach Hieronymus Bock, genannt Tragus, 1550.)
Aschermittwoch. „Am Aschermittwoch wird (in der Niedei’- lausitz) „Klemmkuchen“ gebacken; damit klemmt man dem Maulwurf den Mund zu, damit er nicht „brüten“, d. h. auf den Wiesen Haufen aufwerfen kann. Ein Klemmkuchen wird unter den Arm geklemmt; damit geht man stillschweigend über die Wiese. Nachher verzehrt der Träger den Kuchen. — Klemmkuchen sind in Eisen gebackene Waffeln, oft mit Bildern (z. B. Kirche), aus Roggen- oder Weizenmehl.“ (Carl Gander, Festgebräuche; S. 277, (Mitt. d. Niederl. Ges. f. Anthr. u. Urg. 4. Heft; 1888).
Ostergebäck, ln Kalisch (Polen), nahe der posenschen Grenze, wird das zu segnende Gebäck mit grünen Sträußchen (etwa Myrtken) geschmückt.
In Meran sah ich (bei Hans Zangerle) gebackene Kronen.
Das Herz ist bei allen erdenklichen Kuchen eine beliebte Form. — In Wien gibt es (bei Cabek) sogenanntes „Herzbrot“; d. h. dem runden Brote ist ein Stempel in Herzform aufgedrückt. — Doch älteres Gebäck in Herzform hat vielleicht eine vielsagende Bedeutung; so auf dem (aus dem Jahre 1440 stammenden) Bild „La cena in Emaus“ von Marco Marziale, in der Academia di Belle Arti zu Venedig; und auf dem RaffaePschen Teppich „Jesus als Gast“ (Rom, Vatican).
Brot bei der Trauung hat W. v. Schulenburg in seinem Buche „Wendisches Volkstum in Sage, Brauch und Sitte“ (1882) mehrfach erörtert; S. 120, 121, 124. Von dem bei der Trauung zugegen gewesenem Brote bekommt das Vieh seinen Anteil. — Aber auch das Brot, das bei der Heimkehr aus der Kirche an die Leute verteilt wird, bedeutet Wohlergehen. Man trägt Stückchen davon bei sich und soll es u. a-