Heft 
(1907) 15
Seite
402
Einzelbild herunterladen

402

12. (5. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

auf den Markt mitnehmen, wenn inan etwas verkaufen will. Solches Brot soll nicht schimmeln, und man kann es zwanzig Jahre haben. Sehr anders verhält es sich mit jenem Stückchen Brot, von dem die Elbingischen Anzeigen von Handlungs-ökonomischen-historischen und literarischen Sachen; Donnerstag, den 11. Februar 1790 melden:Unter die Hochzeits-Zeremonien der Walachen gehöret, daß der Priester die zu Trauenden mit einem in Honig eingetauchten Brocken Brotes speiset und sie einigemal darnach zum Spaß schnappen läßt.

Hochzeitskuchen. Die Mitt. d. Litauischen litt. Ges. bringen im 16. Heft (1891)Hochzeitsgebräuche der Wieionischen Litauer von Anton Juszkiewicz (übersetzt von Aroed Petry); S. 321, 328 f., 365. Ein grosser Laib Brot, mit einem Kreuz in der Mitte und mit Beeten- scheiben*) von allen Seiten verziert, liegt quer über dem Tisch, zu dem die Hochzeitsmutter die gehaubte junge Frau führt, sie ermahnend: auf das Brot zu achten, damit es nie an Brot im Hause fehle. Dann küßt die junge Frau das Brot, und danach küssen es alle Iloohzeitsgäste. Während der ganzen Hochzeit liegt das Brot auf dem Tische. Es besteht aus Weißbrotteig und, wenn es geformt ist, werden von allen Seiten verschiedenartig gekerbte Scheiben roter Beeten eingedrückt, die man entfernt, wenn sie den weissen Teig genügend gefärbt haben. Der Hochzeitskuchen der Ilochzeitsmutter, karvolus (oder karovojus, kurvojus, karawaj) svociös genannt, ist ein großes rundes Weißbrot, das mit verschiedenen Flechtwerken aus demselben Teig geschmückt ist, zu denen ebenfalls aus Teig hergestellt viele Vögel, Kaninchen und Hasen kommen, auch eine Flinte, die auf ein Reh oder einen Vogel zielt. Ausserdem ist der Kuchen mit Rauten, Flitterwerk unddreimal neun weissen Wachskerzen besteckt. (An anderer Stelle ist angegeben: auch mit Blüten und Kalniken- oder Pilbeeren (von Bachhollunder oder Schneeballenbaum) oder mit Kirschen ganz besteckt. Der Kuchen ist so groß, daß zu seiner Herstellung die Ofenöffnung erheblich er­weitert werden muß. Die Wachskerzen werden im Vorhause (Neben­gebäude) angezündet, sobald derMarschall sich anschicken muß, den Kuchen ins Festzimmer zu tragen. Vor diesem Manne tanzen Schwieger­mutter und Schwiegertochter zusammen; oder der Marschall der den Kuchen auf dem Kopfe zu tragen hat tanzt selber herum. Danach bleibt der Kuchen solange auf dem Tische liegen, bis die Kerzen ver­brannt sind. Die junge Frau darf aber die Kerzen schon löschen (und zwar mit einem Tischtuch), wenn der Marschall den Kuchen noch auf dem Kopfe hält. In jedem Falle wird eine feierliche Verteilung vorge­nommen. Der Hochzeitskuchen des Schwiegervaters (Vater des Bräutigams) wird erst am anderen Tage gebracht und verteilt. Der

*) Beta vulgaris L., Runkelrübe.