Heft 
(1907) 15
Seite
405
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12. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 405

b) Ich selbst lege schwedisches Knäkkebröd vor, welches früher meist von Malmoe, jetzt wohl mehr von Trelleborg aus hier eingeführt wird. Es ist an sich der primitivste Fladen, wie man ihn bereits in der Steinzeit ungefähr hergestellt haben mag, ein ganz flacher Kuchen, röschgebacken, leicht unter den Zähnen brechend, ohne eine Spur von Krume. Knäkkebröd, Knackbrot, erinnert etwas an das jüdische Oster­brot, erinnert etwas an das jüdische Osterbrot, die bekannte Mazzes, nur daß diese, an den übereiligen Auszug aus Egypten erinnernd, nicht einmal gesalzen werden darf. Es ist zu verwundern, daß das Knäkke­bröd, welches in Norwegen, Schweden und Teilen von Dänemark das gewöhnliche Haus- und Tischbrot darstellt, bald feiner, bald gröber, bald nur aus Roggen, bald mit Weizen gemischt gebacken, nicht in Deutschland mehr Eingang gefunden hat, namentlich nicht mehr von deutschen Ärzten seiner großen Bekömmlichkeit halber als Gesundheits­brot empfohlen wird. Wer z. B. in Badeörtern wie Kissingen gewesen ist, wo Magenschwache und Magenkranke verkehren, der muß mir be­stätigen, daß nach der Table dliöte ganze Haufen herausgeklaubter Brot­krume zusammengekehrt werden, weil die Magenleidenden die Krume nicht vertragen. Und gerade diese Krume fehlt dem Knackbrot, das man sich ursprünglich als einen Aschenkuchen zu denken hat, wie ihn zweifellos unsere Altvorderen noch in der Provinz Brandenburg ge­backen haben.

c) Unser neues Mitglied Herr Gerichts-Assessor Rademacher in Potdam legt eine flache ca. 30 cm lange Stolle aus einfachem Weizen­brotteig mit folgender Zuschrift der Frau Bäckermeister A. Hintze, datiert Treuenbrietzen, den 7. d. M., vor:Da mein Gatte gerade sehr be­schäftigt ist, teile ich Ihnen in seinem Aufträge mit, was uns über die Weihnachtsbäckerei bekannt ist. Vielleicht haben Sie während Ihres Hierseins die Christ- oder Patenstollen-Bäckerei beobachtet. Es ist dies ein Gebäck von Mehl, Wasser, Hefe und Salz und wird fast nur in Stücken zu 10 Pfennig gebacken. Diese Stollen holen sich die Kinder am ersten Weihnachtstage von jedem Paten zwei Stück nebst Äpfeln, Nüssen, Honigkuchen und kleinem Gebäck wie beiliegende Formen, kleiner und größer, je nach der Wohlhabenheit der Paten. Nun be­kommt fast jedes Kind hier wenigstens 10, aber auch bis 30 P^tßn (!), da wird bei einer kinderreichen Familie ein nettes Häufchen zusammen­getragen. Für die Kinder, welche sich das noch nicht selbst holen können, wird es nebst dem üblichen Geschenk, das ein Kind auch noch erhält, ins Haus getragen. Dieser Brauch dauert bis die Kinder kon­firmiert werden. Nach dem Weihnachtsfeste müssen dann die Berge Stollen beim Schlachten vielfach die Wurstverbessern helfen. Ob dies bei den altep Deutschen wohl auch schon so gemacht wurde?