13. (8. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 4U
schaftlicher Fachkenntnisse bieten. Im Mittelpunkte des Unterrichts sollen die sogenannten Handelswissenschaften stehen, außerdem werden Vorlesungen über Nationalökonomie, Rechtswissenschaft, Geschichte und Geographie, Physik und Chemie und über fremde Sprachen gehalten und in besonderen Seminaren praktische Übungen in den genannten Wissensgebieten veranstaltet.*) Die unmittelbare Leitung der Anstalt liegt dem Rektor ob, der von den im Hauptamte angestellten Dozenten auf die Dauer von 3 Jahren gewählt wird. Der Lehrkörper**) setzt sich z. Zt. aus 8 Dozenten im Hauptamt, 29 Dozenten im Nebenamt, ferner mehreren Lektoren und Fertigkeitslehrern zusammen, die nach Anhörung des „Großen Rates“ der Handelshochschule von den Ältesten ernannt werden. Dieser „Große Rat“ steht den Ältesten als gutachtlich beratendes Organ bei der Verwaltung zur Seite und setzt sich aus dem Präsidenten des Ältesten-Kollegiums, aus zwei Vertretern der Staatsregierung, ans dem Rektor der Handelshochschule, je einem Vertreter der Berliner Universität und der Technischen Hochschule, des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung und der Handelskammer, aus sechs Delegierten des Ältesten-Kollegiums, aus zwei Mitgliedern der Finanzkommission, drei Dozenten im Hauptamt und dem Syndikus der Hochschule zusammen. Die Handelshochschule wird von der Korporation der Kaufmannschaft selbständig verwaltet und unterhalten.
Geheimrat Friedei gab zum Schluß seiner Ausführungen der Freude Ausdruck, daß ein so großartiges Werk zustande gekommen und Berlin um ein so hervorragendes Bauwerk bereichert sei und sprach die Hoffnung aus, daß die neue Handelshochschule stets in Blüte stehen und gute Erfolge erzielen möge.
Darauf begrüßte der Rektor, Prof. Dr. Jastrow, der inzwischen erschienen war, die Anwesenden und sprach dann über das Alter und die Geschichte der Kirche zum Heiligen Geist, die, unter Beibehaltung der alten Bauformen, erneuert und zu einem Hörsaal umgewandelt ist. Das in Backstein aufgeführte Gebäude, das 1317 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird, ist das älteste Bauwerk Berlins***) und stammt nach Adlers Ansicht aus dem Jahre 1280. Alt sind indes nur die Umfassungsmauern; die Sterngewölbe, die den Raum überziehen, rühren aus dem 15. Jahrh. her, die Ölgemälde mit Szenen aus dem alten und neuen
*) Näheres s. in der Schrift: Handelshochschule Berlin. Organisation und Lehrplan usw. 3. Aufl. Herausgegb. von den Ältesten der Kaufmannschaft in Berlin. Berlin, G. Reimer, 1906.
**) Über die Dozenten der Handelshochschule s. Vossische Zeitung Nr. 461 u. 462 vom 2. und 3. Oktober 1906, wo sich biographische Mitteilungen Über die einzelnen Lehrer finden.
***) Vgl. hierzu Monatsblatt XIII., S. 180—193.
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