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13. (8. außerordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
der wie der Hauptbau und der Flügel in der Neuen Friedrichstraße in Thüringer Muschelkalk hergestellt ist, während die Kirche in Rohbau gehalten und der Flügel in der Heiligegeiststraße sowie die Hoffronteu geputzt sind. Am Mittelbau in der Spandauerstraße sind die 3 Portale darch Schlußsteine ausgezeichnet, die in figürlichen Reliefs die Industrie, den Handel und die Landwirtschaft darstellen. Die große Kartusche in der Mitte der Fassade zeigt im Relief das Wappen der Ältesten der Kaufmannschaft, über dem zwei studierende Jünglinge angebracht sind; gekrönt wird die Kartusche durch einen Bienenkorb. Am dem niedrigen, unmittelbar an die Kirche anschließenden Bauteil sind 2 Berliner Wappen angebracht, das von 1813 und das von 1905. Sämtliche künstlerischen Verzierungen der Fassaden sind vom Bildhauer F. Westphal gefertigt worden.*)
Gustav Albrecht.
Nach der Besichtigung der Handelshochschule versammelten sich die Mitglieder auf dem Hofe des
Grundstücks Klosterstr. 87
wozu Herr Kustos Buchholz folgende Erläuterungen vorbereitet hatte:
Eine der wenigen noch vorhandenen Altberliner Hofidyllen tritt uns hier vor Augen. „Altberliner“ nicht im reinen Sinn, denn der linke Hausflügel ist erst vor 20 Jahren, der rechte im Jahre 1811 erbaut, aber die ganze Anlage mit der Säulenhalle, dazu Turm und den Galerien erscheint altertümlich und malerisch und die mittelalterlichen Beziehungen wie die noch vorhandenen Reminiscenzen aus dem 16. Jahrhundert verleihen ihr einen gewissen romantischen Reiz.
Im Mittelalter stand hier seit 1390 das Haus der Lebuser Bischöfe. Die Bischofstraße, die gerade auf das Haus stieß, erhielt davon ihren Namen.
Damals war das Grundstück viel größer. Der Garten dehnte sich noch über das angrenzende Grundstück Klosterstr. 86 aus, das der letzte Lebuser Bischof Martin seinem Mundkoch Neumann im Jahre 1546 schenkte; nach hinten reichte er bis an die Stadtmauer. Die dort später entstandenen kleinen Hinterhäuser „an der Königsmauer“ wurden, wie die Stadtmauer selbst, in den 1880 er Jahren kassiert und bei der Gelegenheit wurde der hintere Teil des Grundstücks an das nunmehr anstoßende Grundstück der Neuen Friedrichstr. verkauft. Die
*) Vgl. hierzu den Aufsatz in der „Deutschen Bauzeitung“ 40. Jahrg. Nr. 86 und 87 vom 27. und 31. Oktober 1906, der eine Reihe von Abbildungen und Grundrissen enthält.