Issue 
(1910) 18
Page
6
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

6

16. (5. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjalires.

In § 140 heißt es:der Kämmerer muß ein bemittelter Mann sein. Auch diese Bestimmung ist fortgefallen, also können auch Un­bemittelte den Kämmererposten bekleiden.

Unvergeßlich wird mir und jedem Teilnehmer die vorher erwähnte Feier im Berliner Rathaus bleiben, bei der S. Maj. der Kaiser und König auf die Ansprache unsers Ehrenw. Oberbürgermeister Kirschner folgendes antwortete:

Mein hochverehrter Herr Oberbürgermeister! Es war mir eine besondere Freude, durch Ihre Einladung Gelegenheit zu erhalten, an der heutigen Feier des hundertjährigen Bestehens der Städteordnung teilzu­nehmen und unter den Bürgern meiner llaupt- und Residenzstadt zu weilen. Ihren Worten über die Bedeutung der Städteordnung für unser Vaterland stimme ich aus voller Überzeugung zu. Der mit der Gewährung der Selbstverwaltung von meinem Ahnen seinem Volke gegebene Beweis des Vertrauens und der damit verbundene Appell an die geistige und sittliche Kraft des Bürgertums haben reiche Früchte gezeitigt. Echtes Gold wird klar im Feuer. Das echte Gold deutscher Treue und Tüchtig­keit, welche die Bürgerschaft der preußischen Städte erfüllen, ist im Feuer der Befreiungskirche geklärt und in hundertjähriger, ernster, opfer­freudiger Arbeit für das Gemeinwohl bewährt. Diese Erkenntnis gibt mir die Zuversicht, daß die preußischen Städte und ihnen voran meine Haupt- und Residenzstadt Berlin auch in Zukunft die großen Aufgaben kommunalen und staatlichen Vorwärtsschreitens in Treue, Gewissen­haftigkeit und Kraft erfüllen werden. Weiter hege ich das feste Vertrauen, daß das Band der Treue und Zuneigung, welches iu unsrem Vaterlande von alters her König und Bürgerschaft, Fürst und Volk so eng verbindet, sich immerdar als unzerreißbar erweisen wird. Wenn nach den Worten des Preußenliedes nicht immer heller Sonnenschein leuchten kann, und es auch trübe Tage geben muß, so sollen aufsteigende Wolken ihre Schatten niemals trennend zwischen mich und mein Volk werfen. Zur Erinnerung an die heutige Feier und als Zeichen meines Wohlwollens habe ich der Stadt Berlin mein Bildnis verliehen, welches Ihnen später zugehen wird. Gott segne meine Haupt- und Residenzstadt Berlin.

Lauter Beifall ertönte, als der Kaiser geendet hatte.

Noch lege ich Ihnen vor denBrandenburger Anzeiger vom 19. d. M. enthaltend einen größeren orientierenden ArtikelZum Ju­biläum der preußischen Städteordnung und dasselbe Blatt vom 21. ent­haltend die Feier, wie sie sich in Brandenburg a. II. abspielte, mit dem Wortlaut der Ansprache u. M. Oberbürgermeister Dreifert und der weihevollen und bedeutenden Gedenkrede u. M. Stadtarchivar Pro­fessor Dr. Tschirch.

Die zweite große Publikation betitelt sich: Preußens Städte. Denkschrift zum 100jährigen Jubiläum der Städteordnung vom