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(1910) 18
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16. (5. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.

scheinlich ertrunken sind. Der Aufsatz, erschienen in der von Prof. Dr. Ed. Brückner in Wien herausgegebenen Zeitschrift für Gletscherkunde, Eiszeitforschung und Geschichte des Klimas (Bd. III. 1908 S. 36-43), lautet:Der Nordrand des isländischen Inlandeises Vatnajökull und hat deshalb Interesse für unsere Heimat, weil es sich um das In­landeis handelt, während die meisten Vergleiche, die mit unserer Dilu­vialvergletscherung pp. angestellt werden, von Meeresküstengletschern auf Grönland, Spitzbergen, den Südpolarländern u. s. f. entnommen zu werden pflegen.

So wiederholt, sagt Verf., in der Gegenwart die zwiefache Rand­entwicklung am Vatnajökull dieselben beiden verschiedenen Verglet­scherungstypen, die, großzügig betrachtet, zur Diluvialzeit in Mitteleuropa entfaltet waren. Der Südrand unsers Inlandeises entspricht ungefähr dem Alpenumland im Eiszeitalter. Hier wie dort Talgletscher, Eisfächer und Vorlandvergletscherung. Der Norden des Vatnajökull ist hingegen das Analogon zum Südrand der nordeuropäischen Diluvialvergletscherung. Die reifen Formen des Pliocäns boten dem Eise so gut wie gar keine Hindernisse. Lediglich die Zone der deutschen Mittelgebirge wirkte störend, während auf all den zahlreichen Stillstandsphasen, die sich zwischen die baltische Depression und die Mittelgebirge einschalten, die gleichen Existenzfaktoren für den Eisrand herrschten wie heutzutage fin­den Nordrand des Vatnajökull. Gerade das so vielfach als ausschlag­gebende Vorbild lierangezogene grönländische Eis knüpft sich an seinem Randsaume fast durchgängig an ganz andere Voraussetzungen an. Dort erheischt die Bodenskulptur eine Aufteilung des Eissaumes und hindert fast ausschließlich die Entwicklung großer schwaclikovexer Loben. Ferner setzt das Meer dort oft dem Eis eine künstliche Grenze, so daß die Randphänomen nicht die volle Ausbildung, ein reifes Auswachsen erhalten können.

Somit bietet der Nordrand des Vatnajökull den Schlüssel für manche Begleiterscheinung des norddeutschen Eises.

Neben einer äußern Form Verwandtschaft harmonieren eine Anzahl genetischer Prozesse mit den diluvialen Vergletscherungen, insbesondere die Lößbildung. (S. 41.)

Interessant ist, was Sp. über die Entstehung der in unserm Kreise wiederholt besprochenen mehr oder minder kreisrunder Vertiefungen im Diluvium, die sogenannten Solle, mitteilt, die beispielsweise über die Feldmark von Tempelhof verstreut sind.

S. 42. Dieselben Voraussetzungen, Schuttmaterial über einer Eis­masse, traf ich 1907 in einem nicht kleinen Areale in der Askja im östlichen Zentralisland an, so daß die dort gewonnenen Resultate auf den Nordrand des Vatnajökull übertragen werden dürfen. Infolge einer Eruption von 1875 war eine bis 6 m hohe Firn- und Schneeschicht