10 16. (5. ordentliche) Versammlung des XVII. Vereinsjahres.
interessanten zeitgemäßen Aufsatz, zeitgemäß, indem man darin u. a. eine Abbildung des jetzt in der zivilisierten Welt überall wieder hervorgesuchten Diablo-Spiels sieht aus der Zeit von etwa 1800. Zwei Damen und Herren sind so wütig auf das Spiel versessen, daß sie nicht achten, wie sie dabei einen großen Spiegel bereits zertrümmert haben, wie der schwarze Groom ihren Sekt austrinkt und der Stubenhund den Federhut der einen Dame zerzaust.
Nachträglich teilt u. M. Herr Pfarrer E. IIandtmann in der Potsdamer Tageszeitung No. 295 d. J. folgendes mit: „Alt-Potsdamer Erinnerung tauchte in mir urplötzlich auf, als ich in der Sonntags-Beilage für November d. J. das Bild S. 379 le Jeu du Diable und den Text dazu S. 382 vor die Augen bekam. Ich sah mich um sechzig Jahre zuriickversezt hin nach dem großen Hofe des Kadettenkorps, wo nahe der großen noch dastehenden Linde zwei kleine Kadetten mit dunklen Gesichtern und kurzem Kraushaar mittelst zweier schnurverbundener Stäbchen kleine blecherne Doppelkegel hoch in die Luft schnellten, die unter pfeifendem Getöse hochsausten und bald mit gurgelndem Gebrumm niederpurzelten, von flinker Hand dicht über dem Erdboden mit der Fangschnur wieder gefaßt und aufs neue emporgeschleudert.
Die so spielenden Kadetten waren keine Preußen, es waren „Moldauer“, wie man sich damals, anno 1849 oder 1850 (?) ausdrückte, d. h. Rumänische junge Adlige, welche gastweise im hiesigen Kadettenkorps erzogen wurden. Als ich nun mit dem leicht begreiflichen Kinderwunsche, auch solches Spiel zu erhalten und zu handhaben, vor meinen Vater, der damals Lehrer am Kgl. Kadettenkorps war, trat, ward ich dahin belehrt:
1. Der Name Jou-jou, den die Moldauer ihrem Spiele beilegen, ist 'unrichtig. „Jou-jou“ bezeichnet ein anderes Spielzeug, eine Art Doppel- Scheibenrad, welches, durch eine sich um die zwischen beiden Scheiben innerhalb liegende Achse ringelnde Schnur in Schnellbewegung gesetzt zwischen Erdboden und Ellenbogenhöhe auf- und niedergeschnellt wird. Spielregel: nie den Boden mit der niederfahrenden Scheibe berühren. Das von den Moldauern betriebene Spiel heißt herkömmlich „diable, jeu
J/de diable“, hier zu Lande im Volksjargon „Sur re, Surrg &piel“.
2. Der Wunsch nach demselben kann nicht erfüllt werden. Denn zur Zeit — d. i. 1849 bezw. 1850 — gibt es solches Spielzeug in unseren Spielzeugläden nicht mehr. Die Moldauer ha.b,en es mutmaßlich aus ihrer Heimat Jassy oder aus Paris mitgehracht. Fünfzig Jahre früher war es auch hier in Gebrauch gewesen. Mein Vater, der als Hofgärtnersohn zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts der Dorfjugnd angehört hatte, die in jener harmlosen Zeit der „Schulze von Paretz“ als Spiel- Kompagnie für die königlichen Prinzen mobil machte, erinnerte sich,