34
Elisabeth Lemke.
Es bleibe nicht unerwähnt, das eine ganz andere Pflanze ebenfalls Pimpinelle genannt wird, nämlich Poterium Sanguisorba L. (Becherblume, kleiner Wiesenknopf, Welsche oder Italienische Bibernelle), zu den Rosaceen gehörend; in Küche und Keller geschätzt. Auch erhielt eine Rose den Beinamen piinpinellifolia (D. C.); es ist dies eine niedrig wachsende, namentlich au der Meeresküste vorkommende Rose.
Die Bibernellen sind gute Futterpflanzen und ihre Wurzeln (Radix pimpinellae) als Mittel gegen Heiserkeit offizineil. Ich hörte auch, daß man die jungen Blätter als Gemüse oder Salat verwerte; vielleicht liegt da aber eine Verwechslung mit Poterium vor.
Woher stammt der Name Pimpinella? — II. Reling u. J. Bohnhörst (Unsere Pflanzen; 1889, 2. Aufl., S. 99 f.) erklären: „Die Bibernelle trägt ihren Namen von der ehemaligen Verwendung als Heilkraut; er ist von bibere, trinken, abzuleiten. Die botanische Bezeichnung [Pimpinella] ist nur als eine Umbildung des deutschen Namens anzusehen; nicht umgekehrt, wie man im Hinblick auf die gefiederten Blätter der Pflanzen gemeiut hat, denn diese sind nicht doppelt, sondern nur einfach gefiedert.“ — Und in A. Ritter von Perger (Deutsche Pflanzensagen. Stuttgart u. Öhringen, 1864, S. 137 f.) lesen wir; „Am meisten Aufmerksamkeit unter den Doldenträgern fand die Bibernell, die den Alten unbekannt war und deren Namen erst von Nicolaus Myreps in das lateinische Pimpinella umgewandelt wurde.“ — Herr Hofrath Dr. Hoefler in Tölz dagegen schrieb mir: „Bibernell ist ein mit deutschem Volksbrauch umhüllter Fremdling. Die Pestzeiten gaben Veranlassung, ihm das einheimische Mäntelchen anfzuhalsen. Nicolaus Myreps (1270-1290) erwähnt die Pimpinella als Hustenmittel und als kühlendes Mittel. Es geht also die Bipenula aus der Antike ins 13 Jahrhundert, über Byzanz ins Mittelalter, nach Deutschland über.“ So schwanken die Ansichten durcheinander. Im Mittelalter sagte man u. a. Bibinella, Pipinella, Bibernal und Bibernel. 1 )
Die Wurzeln von Pimpinella magna L. und P. Saxifraga L. sind immer noch offizineil und (wie mir ein Apotheker sagte) ganz gleichwertig. Auch hierüber schwanken die Ansichten. So bezieht Richard Pieper Volksbotanik; Gumbinnen, C. Sterzei 1897, S. 226 f.) alles Lob auf P. S.: Sie wäre ein Mittel gegen Gift, Zauberei, Wunden, Seuchen usw. gewesen. Tabernaemontanus schreibt auf S. 180 seines Kränterbuchs: „Ein gut Pulver, welches vor der Pestilentz verwaret und verhütet. Nimb Bibernellwurtzel 11 loth, Tormentilhvurtzel, Diptam oder Esch- wurtzel jedes 1 Loth. Mach daraus ein reyn Pulver, seihe es durch ein härin Sieblein und brauch Morgens nüchtern einer Haselnuß groß davon mit einem schnittlein Brodts in einen fürnen Wein geweychet.“ Vier
’) A. Treichel, Armetill, Bibernell und andere Pestpflanzen. (Neustadt W/Pr. 1887.) S. 2.