Heft 
(1910) 18
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Die Pimpinelle in der Volkskunde.

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berg (Mark). Die Kinder rissen die peitschenförmigen Wurzeln aus, was in dem Ijehmbei'g beschwerlich war. Wer die längste Wurzel hatte, war Sieger und wurde beschenkt. Das Schulfest wurde zum Volksfest, indem die Eltern teilnalnnen. Getränk und Speisen gab es natürlich auch dort. Am Abend Einzug mit Musik.Frau Markmann (Haus­hälterin bei Herrn Dr. Bolle) erzählte mir: von Luckau, wo sie zur Schule gegangen, habe man * 4 Stunde lang zu wandern gehabt, um zu denGerenschen Bergen und somit zum Pimpernell-W urzelgraben zu gelangen. Es sei dies am 24. Juni vormittags üblich gewesen. Die Wurzeln sollten zum Theekochen genommen werden; sie wisse aber nicht, ob das wirklich geschehen sei und wozu es dienen sollte. Herr Rektor Monke teilte mir mit, daß auf dem P impinelle nberg bei Oderberg der Thurniwächter früher auch Pimpin ellenscli naps verschäukt habe.Hoffentlich [so schreibt Herr M.J hat er sIcE das jetzt abgewohnt. Pimpinellenferien [nach denen ich gefragt hatte, weil mir einmal dies hübsche Wort zu Gehör gekommen war] kenne ich leider nicht. Aber vielleicht regen Sie durch Ihren Vortrag die Sache an; sie hat meinen vollen Beifall.

Zum Schluß, geehrte Anwesende, werde ich Ihnen eine »Auf der Wurzelsuche benannte Dichtung unseres verehrten Mitgliedes Herrn Dr. Bolle, der leider nicht zu dieser Sitzung kommen konnte, vorlesen. Herr Dr. Bolle hat mich beauftragt, Ihnen freundliche Grüße zu bestellen. Ich bin gewiß, daß Sie dieselben mit dem herzlichen Wunsche erwidern, der noch in so vorgeschrittenen Jahren lebhaft Fühlende und wissenschaftlich und dichterisch sich Betätigende möge sich recht bald wieder besserer Gesundheit erfreuen.

Nachtrag. Herr Wilke schickte mir noch einige Rezepte, bei denen Pimpinolla zur Verwendung kommt und schrieb das SprüchleinIst die Krankheit noch so schnell, heilt sie doch die Pimpiuell. Es gibt in Berlin Pimpinellpastillen, Gesundheitstinktur, Kubischen Brustsaft usw. Arcanum gegen Sommersprossen ist Pimpinellentinktur in Waschwasser, der uralten Zubehörig wegen, von Same und Pimpinelle. Der Pim- pinellenschnaps in Oderberg sollhelle machen.

Herr Geh.-Rat Fried ei erwähnte, der Volkskundefreund Herr Heinrich Lange (s. Z. in Oderberg) habe zu ihm vonPimpinellferien gesprochen. '

Von einer alten Dame in Lübben erzählte ein i. J. 1899 in ihrem Dienst gewesenes Mädchen: die Dame sei oft aufs Feld gegangen, um Pimpinell zu suchen;sie brachte dann solche handlangen Wurzeln mit, aber ich erfuhr nicht, wozu sie sie gebraucht hat.

In seinem BucheOstergebäcke *) sagt M. Hoefler: daß für den

') Max Hoefler, Ostergebäcke. (Wien, Gerold u. Co., 1906.) S. 3.