Heft 
(1910) 18
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Kleine Mitteilungen.

Gründonnerstag die grünen Speisen charakteristisch seien. »Die alte Neun-Stärke (9 = Alles) bestand aus neunerlei glückbringenden Kräu­tern; darunter war auch Biberneil.

Das erwähnte böhmische Sprüchlein lautet:Pise pivo s bobkem, Jeste bedrnik, Nebudete stonat, Ani infit; nach freundlicher Übersetzung des Fräulein Dr. Anna Croiset van der Kop (Berlin):Trinket Bier mit einem Böhnchen, Esset Bibernel, (Dann) werdet ihr weder stöhnen, noch sterben (Bobkem Böhnchen, bedrnik Bibernel). Vgl. Grobmann, Aber­glaube aus Böhmen (1864).

Kleine Mitteilungen.

Schiller und Berlin. Der nachstehende wenig beachtete Brief des großen Dichters wirft auf ihn und seine Vorstellungen über Berlin ein inter­essantes Licht.

F. E. 6. November 1780.

Theuerste Schwester!

Gestern Abend erhalte ich Deinen lieben Brief und eile, Dich aus Deinen und unserer besten Eltern Besorgnissen über mein Schiksal zu reißen.

Daß meine völlige Trennung von Vaterland und Familie nunmehr entschieden ist, würde mir sehr schmerzhaft seyn, wenn ich sie nicht erwartet und selbst befördert hätte, wenn ich sie nicht als die nothwondigstc Führung des Himmels betrachten müßte, welche mich in moinem Vaterland nicht glücklich machen wollte. Auch der Himmel ist es, dem wir die Zukunft übergeben, von dem ihr und ich, gottlob nur allein, abhängig sind. Ihm übergebe ich euch, meine Theuren, er erhalte euch vest und stark, meine Schiksale zu erleben, und mein Glück mit der Zeit mit mir theilen zu können. Losgerissen aus euren Armen, weis ich keine bessere keine sicherere Nieder­lage meines theuersten Schazes, als Gott. Von seinen Händen will ich euch wiederempfangen, und das sei die letzte Träne, die hier fällt!

Dein Verlangen mich zu Mannheim etabliert zu wissen, kann nicht mehr erfüllt werden. So wenig es auch im Kreis meines Glücks läge, dort zu seyn, so gern wollt ich die nähere Nachbarschaft mit der ineinigen vor­ziehen, und dort Dienst zu erlangen suchen, wenn mich nicht eine tiefere Be­kanntschaft mit meinen Mannheimschen Freunden für ihre Unterstützung zu stolz gemacht hätte. Ich schreibe Dir gegenwärtig auf meiner lfeise nach Berlin, wo es mir in mehr als einem Fach nicht fehlschlagen kann, wo, nach dem einstimmigen Urtheil Aller Menschen, denen ich meine Umstände vorlegte, mein Glück aufgehoben seyn muß.

Auch ist es möglich, daß, wenn mich bedeutende Connoissancen zu Berlin unterstüzen, ich nach Petersburg gehe. Erschrik nicht beste Schwester, daß so viel Meilen zwischen euch und mich werden zu liegen kommen. Ihr solt jedes meiner Verhängnisse mit mir theilen; ich suche mein Glück eben